Oper im Friseursalon und Shampoo mit Völlegefühl

Ibbenb?rener Volkszeitung vom 12. November 2007

Improvisationstheater ist eine Kunst f?r sich. Was dem Schauspieler sonst nur in unvorhergesehenen Ausnahmesituationen abverlangt wird, wird beim Improtheater auf einmal zum abendf?llenden Programm: Spielen aus dem Steggreif ohne zu wissen, was kommt und ohne zu wissen, wie es endet. Zum zweiten Mal veranstaltete die vor knapp zwei Jahren gegr?ndete Improvisationstheatergruppe des Quasi So "Quasi Impro" am Samstagabend einen Galaabend in der Schauburg, an dem sie ihre schauspielerische Spontaneit?t unter Beweis stellte und das Publikum f?r die ungew?hnliche Theaterform begeisterte.
Moderator Rainer M?ller, der "Quasi Impro" auch mit ins Leben gerufen hat, f?hrte mit Witz durch den Abend, erkl?rte die skurril-schr?gen Spielvariationen aus dem Repertoire der so genannten Kurzformen und motivierte das Publikum zu La-Ola-Wellen und dem obligatorischen Werfen von Rosen, wenn Szenen besonders gut gefielen. Zur H?chstform liefen auch die acht Schauspieler auf, die jede noch so verr?ckte Idee aus den Reihen der Zuschauer in ihr Spiel aufgriffen. Klemens Hergem?ller, Christof Hergem?ller, Janine Albrecht, Katrin Albrecht, Christopher Schwarz, Tobias Schindler, Patrick Sohrt und Volker H?nthemeyer tanzten, lachten, weinten, br?llten oder sangen was das Zeug hielt und sorgten f?r Lacher am laufenden Band. Neu war die musikalische Untermalung von Pianist Karsten Rust. Die "Improgr??e aus Norddeutschland" zog alle Register von Oper bis Metal, um das, was auf der B?hne geschah, akustisch zu unterst?tzen.
Vor jeder Szene z?hlte das Publikum einen Countdown. Was danach geschah, war hingegen v?llig unberechenbar und oftmals ein Feuerwerk aus frechen Wortspielen und Situationskomik zum Bauchhalten. So entwickelte sich beim "Marathon" beispielsweise die Arbeit eines Steinmetzes zur klischeebeladenen Shampoowerbung f?r mehr "V?llegef?hl im Haar". Beim Spiel "Das klingt nach einem Lied" entschied Pianist Rust spontan, aus welchen gesagten S?tzen kurzerhand ein Lied improvisiert werden musste. Der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt und so gab es unter anderem ein Rotk?ppchen mit gef?hrlichem MP3-Player, einen ersten Kuss auf dem Plumpsklo, ein Broadwaymusical im Friseursalon oder auch die verquere Seifenoper "Verliebt im Ruhrpott" zu sehen.
Man merkte deutlich, dass die Chemie zwischen den Schauspielern und ihrem Publikum stimmte. Zugaberufe und nicht enden wollender Applaus belohnte die Gruppe am Ende ihrer Darbietung (und sicherlich auch ihrer Kr?fte) f?r den unterhaltsamen Abend. "Neu, frisch, frech", bringt es eine Zuschauerin auf den Punkt. "Man merkt die Ehrlichkeit." Wie viele andere hat auch Birgit Engel zum ersten Mal hautnah eine Improtheatergruppe erlebt. "Die Atmosph?re ist einfach toll", fand sie. F?r sie steht fest, dass sie die Schauburg in Zukunft ?fter besuchen werde. Gundolf H?ntemeyer hat auch schon das Deb?t von "Quasi Impro" im April miterlebt. "Ich finde es nett - mal was anderes", so der F?nfzehnj?hrige. "Es ist eben nicht dieses trockene Abspielen vom Text, den man vorher auswendig lernt."
F?r die Zugabe hatte Rainer M?ller noch eine besondere Idee auf Lager: Unter vollem K?rpereinsatz erz?hlten die Darsteller das M?rchen von Dornr?schen, wof?r sie erst 60, dann 30, 15 und schlie?lich sogar nur noch drei Sekunden Zeit hatten - Kurzweil im wahrsten Sinne des Wortes.