Das Leid im Shoppingcenter

Ibbenbürener Volkszeitung vom 25. April 2009

Das Quasi So-Theater hat mit der Auswahl seines neuen Stücks "Männerhort", einer Komödie von Kristof Magnussons, einen guten Griff getan. Das zeigte die gelungene Premiere am Donnerstag abend in der Schauburg.

Das turbulente Stück handelt von einem, vor allem vielen Männern bekannten Problem: das samstägliche Shoppen im Einkaufscenter. Ja gar von einem fünfstündigem Einkaufsmarathon in der Shoppingmall zwischen Schmuck-, Schuh-, Parfüm- und Dessousboutiquen ist die Rede. Klar, dass "Mann" da an Flucht und Alternativen denkt, und diese schließlich auch findet. Und zwar im Heizungskeller des Shoppingscenters. Dort im Abseits der Konsumwelt weiblicher Modebegierden haben der arbeitslose Pilot Helmut (Klaus-Dieter Niepel), Softwareentwickler Eroll (Volker Hüntemeyer) und Manager Lars (Bastian Schallenberg) einen würdigen Zufluchtsort gefunden.

Und in diesem unterirdischen, frauenfreien Rückzugsort spielt sich auch der ganze von Verena Lücke und Patric Sohrt rasant iszenierte Komödien-Coup ab. Bei Dosenbier, Pizza und Fußballübertragungen protzen die Pseudo-Machos nicht nur über die Shopping-Manie ihrer Ehefrauen - "Und immer wenn Du denkst, Du hast geschafft, kommt da noch ein Schuhgeschäft..." - sondern auch über Sex, Fußball und über kleine multimediale Innovationen. Die köstlichen Dialoge der unterschiedlichen Charaktere sprühen vor Witz und Pointen und reichen mitunter bis hin zu einer virtuosen Sprachfertigkeit. "Wenn Du nur aus Gefallen heraus mit Deiner Frau schläfst, besteht die Gefahr, dass man aneinander vorbei schläft."

Doch die Männer werden jäh aus ihrer Sofa-Idylle gerissen, als der Brandschutzbeauftragte Mario (Manfred Hagemann) ihren Hort der Männlichkeit entdeckt und diesen aus Brandschutzgründen schließen will. Doch nachdem der hart aber herzliche Mario den Grund des Aufenthaltes erfährt, zeigt er hinsichtlich eigener einschlägiger Shoppingerfahrungen Verständnis und wird zum vierten Mitglied des Männerhorts. Nicht verwunderlich denn alle haben schließlich einen gemeinsamen Feind, und das verbindet: "Frauen brauchen kein Hobby, sie haben das Einkaufen, das ist wie Meditation."

Dem Autor Magnussons gelingt es, aus diesem Quartett selbstherrlicher Machos durch zahllose Debatten und hintergründige Handlungen unsichere Weicheier zu machen, die nun bereit sind, sich ihre Schwächen zu gestehen. Ja selbst, dass sie längst zuhause rausgeflogen sind. Schon bald drängen sie sich nächtens um das einzige Sofa im Keller. Eine wahrlich herrliche Komödie.

Das überwiegend weibliche Publikum in der Schauburg zeigt Verwunderung, aber auch Mitgefühl. Die Szenerie wird bestimmt von Schwächeleien und Selbstgeständnissen. Vor allem vom blasierten Lars und dem Softie Eroll, der es, wie sich zeigt, doch wider Erwarten faustdick hinter den Ohren hat. Die Männer treten schließlich die Flucht nach vorn an und bringen die Komödie zu einem unerwartetem Ende. Im Nachblick kann man sich einer gewissen Männerfeindlichkeit des Stücks kaum erwehren, obwohl es von frauenfeindlichen Stammtischsprüchen nur so hagelt. Dennoch hat sich das Premierenpublikum, egal ob nun männlich oder weiblich, köstlich amüsiert. Und ob man das Shoppen nun liebt oder hasst, die Inszenierung des "Männerhorts" vom Quasi So-Theater sollten Mann und Frau sich nicht entgehen lassen.