Lokalvideo auf mazzTV.de: Quasi So-Theater feiert dritten Platz bei Ehrenamtspreisverleihung in Bonn

Ibbenbürener Volkszeitung vom 28. Januar 2010

Ibbenbüren/Bonn. Gedankenversunken brütet Dr. Marc Schrameyer über seinem Collegeblock, den blauen Kugelschreiber einsatzbereit in der rechten Hand. Wenn er nicht gerade schreibt, schweift sein Blick nach draußen. Durch das große Busfenster. Die schneebedeckte Landschaft ist auch bei Tempo 80 auf der Autobahn jeden Anblick wert. Wirklich genießen kann der Erste Vorsitzende des Quasi So-Theaters die mit der weißen Pracht bepuderten Baumwipfel und Wiesen allerdings nicht. Schrameyer muss eine Rede schreiben. Für den Fall der Fälle. Für den Fall, dass das Quasi So-Theater am Abend bei der Verleihung des kulturellen Ehrenamtspreises „Der Dank“ des Landes Nordrhein-Westfalen mit dem ersten Preis ausgezeichnet wird.

Inzwischen wissen wir: Das Quasi So-Theater erringt einen tollen Erfolg. Es belegt bei der mit viel Prominenz aus Politik, Kultur und Gesellschaft gespickten Gala am Dienstagabend in der Bundeskunsthalle in Bonn den dritten Platz in der Kategorie „Erleben“ (wir berichteten). 1000 Euro gibt es als Preisgeld obendrauf. Geld - soviel verrät Schrameyer schon während der Busfahrt - das für Renovierungsarbeiten der Schauburg verwendet wird.
Die Stimmung bei den knapp 20 mitreisenden Theater-Mitgliedern ist ab dem ersten gefahrenen Kilometer fabelhaft. Keine Spur von Nervosität ob des großen Bahnhofes, der sie am Abend in Bonn erwarten wird. Es ist genau 12.43 Uhr, als Schrameyer zum ersten Mal an diesem Tag sein Sektglas erhebt. „Stoßen wir auf unsere Nominierung an“, fordert er seine Sitznachbarn auf. Letzten Endes, betont er, sei es „wurscht“, welchen Preis das Quasi So-Theater bekomme. „Es ist die Ehre an sich, die heute zählt.“ Und, pflichtet ihm Schriftführer Tim Rikeit bei, man wolle die Veranstaltung in Bonn nutzen, um Kontakte zu knüpfen. Zum Beispiel, um Chancen auf Fördergelder auszuloten.

Die Reisegruppe ist optimal vorbereitet, hat so ziemlich alles eingepackt, womit sie sich an ihrem Stand in der Bundeskunsthalle bestmöglich präsentieren kann. Da sind zahlreiche Kostüme, wie etwa die aus „Aschenbrödel“, die von kopflosen Schaufensterpuppen getragen werden. Großformatige Fotos an Stellwänden. Ein Fernseher, auf dem Ausschnitte ausgewählter Aufführungen laufen und ganz aktuell: Werbematerial zur „Rocky Horror Show“, die im Herbst in der Schauburg Premiere feiern soll. Links und rechts vom Quasi So-Stand hat sich die Konkurrenz aufgebaut: der Kunstverein Siegen und das Schönebecker Jugendblasorchester aus Essen.

Zeitsprung. Mittlerweile ist es 19.30 Uhr. Die Mitglieder des Quasi So-Theaters haben ihre Plätze im angrenzenden Saal eingenommen. Dr. Marc Schrameyer, Ute Stöttner und Ulla Dorenkamp sitzen ganz vorne, neben den anderen Nominierten, um den Preis für das Quasi So-Theater in Empfang zu nehmen. Moderatorin Nadine Krüger, bekannt aus dem ZDF-Servicemagazin „Volle Kanne“, betritt die Bühne und heißt alle Gäste willkommen.
Die Entscheidung, welcher Preis nach Ibbenbüren geht, ist die letzte des Abends. Zuvor schon haben die Schauspieler Sabine Postel („Tatort“), Sissy Höfferer („Soko Köln“) und Rudolf Kowalski („Kommissar Stolberg“) die Preise in den Kategorien „Erhalten“ und „Erfinden“ vergeben. Das Ergebnis für die Kategorie „Erleben“, für die das Theater aus Ibbenbüren nominiert ist, verkündet Bill Mockridge, unter anderem bekannt aus der „Lindenstraße“.
In kurzen Videosequenzen werden alle Nominierten vorgestellt. Dann ist der große Moment gekommen: Die Platzierungen werden verkündet. Das Quasi So-Theater wird als erstes auf die Bühne gerufen. Damit ist klar: Es ist Platz drei geworden für Ibbenbüren.

Dr. Marc Schrameyer, Ute Stöttner und Ulla Dorenkamp nehmen Urkunde, Blumen und Glückwünsche von Bill Mockridge und Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Brockhoff entgegen. Man bedankt sich und weiß durchaus zu beeindrucken, als Dr. Marc Schrameyer in seiner spontanen Dankesrede die beeindruckende Zahl von mehr als 20 000 Zuschauern nennt, die im vergangenen Jahr die Aufführungen des Quasi So-Theaters besucht haben. Noch ein Foto mit den anderen Geehrten - wie angekündigt ist die Gala nach 70 Minuten zu Ende und der gemütliche Teil des Abends beginnt. Das bedeutet: leckeres Buffet im Foyer. Es gibt Kürbiskernsuppe, Bratkartoffeln, Reis, Nudeln, zartes Hähnchenfilet, Salate, Brot und Pilze. Alles vom Feinsten. Es wird viel geplaudert. Zum Beispiel mit Hans-Peter Boer, verantwortlich für Kulturangelegenheiten bei der Bezirksregierung Münster. Er ist derjenige, der das Quasi So-Theater für den Ehrenamtspreis des Landes NRW vorgeschlagen hat.

Ob sie denn mit dem dritten Platz zufrieden sind? „Wir freuen uns darüber und gönnen dem Essener Blasorchester den ersten Preis“, erklärt Marc Schrameyer. Ute Stöttner hätte natürlich schon gerne den mit 5000 Euro dotierten ersten Platz mit nach Hause genommen. Enttäuscht ist aber auch sie nicht, gibt jedoch zu: „Wenn man nominiert ist, entwickelt man schon sportlichen Ehrgeiz und möchte dann auch das Maximum erreichen.“
Bürgermeister Heinz Steingröver, der die Reise nach Bonn mit angetreten hat, ist stolz auf das Erreichte. Darüber, dass das Quasi So-Theater NRW-weit wahrgenommen wurde als eine Kulturinitiative, die sich wirklich sehen lassen könne. „Für mich waren sie die Besten.“ Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Vielleicht noch, dass auf der Rückfahrt trotz des verpassten ersten Platzes ausgelassen gefeiert wurde. Mit Sekt. Viel Sekt.

Mit dabei war auch ein Kamerateam von mazzTV.de: Direkt weiter zum Lokalvideo