Improgala in Ibbenbüren: "Erfrischend anders - und man ist voll dabei"

Mit dieser etwas erwartungsträchtigen Ankündigung gingen die sechs Akteure des Quasi-Improtheaters am Samstagabend in der Schauburg vor gut 250 impro-mutigen Zuschauern mit der dritten Auflage ihrer Improvisationsgala an den Start und begeisterten damit erneut ihre Fangemeinde, zu der zumindest seit Samstag auch eine große Zahl von Newcomern zählt.
"Diese innovative Form des Theaters ist einfach erfrischend anders, und man ist voll dabei," resümierte eine verzückte Zuschauerin ihren Eindruck zu dem ihr bis dato unbekannten Unterhaltungsstil. Und der hatte es wahrlich in sich. Gleich zu Beginn stimmte der erst 16-jährige Quasi-Conferencier Tobias Schindler die Zuschauer auf das künstlerische Geschehen ein. Denn gespielt wird, was das Publikum möchte und Zurufe aus dem Auditorium sind daher nicht nur erwünscht, sondern Programm.

Erste Lachsalven gab es schon bei der Vorstellung der Improvisateure. Allen voran der 2,04 Meter große Patric, der ebenso wie seine Mitimprovisateure Kathrin, Nina, Janine, Volker und Chrys eine gehörige Portion Spontaneität, Theaterkompetenz und natürlich l Witz vorweisen kann.
Mit ins Boot genommen wird Rainer. Er ist eigentlich nur Zuschauer, wird aber spontan auf die Bühne gebeten und angeheuert, um bei enthusiastischer Begeisterung und entsprechenden "Rainer-Rufen" "La Ola" anzustoßen. Und Rainer bekommt viel zu tun, wie sich im Verlauf des Abends zeigen sollte.
Die Impro-Show beginnt mit Vorgaben des Publikums, zu denen Conferencier Tobias vor jedem Act auffordert. Da kann es schnell passieren, dass der Promi-Schauspieler Brad Pitt als Bauarbeiter seinen Pfusch beseitigen muss, dass zu Dantons Tod in einem Schwimmbad gespielt wird oder die Mondlandung der "Apollo 17" nachgestellt wird. Und das finden die Akteure toll. Sie schlüpfen dabei in die unterschiedlichsten Rollen und Charaktere, verkörpern Prominente oder auch Tiere, synchronisieren, spielen Filmgenres in Zeitlupe oder auch rückwärts und singen mitunter auch recht gut. Meist auf Geheiß ihres Musikers Carsten Rust, der zuweilen spontan einwirft: "Das klingt nach einem Lied".
Ein Highlight der 3. Impro-Gala in der Schauburg war sicherlich das "Replay der Hohen Künste". Eine Szene wird erst als Theater gespielt, dann als Versdrama dargeboten, als Tanz-Epos und schließlich noch als Oper. Die Zuschauer waren hin und hergerissen von den genialen Leistungen der Improvisateure. Immer wieder gab es Spontanapplaus, und Rainer initiierte eine "Ola" nach der anderen.

"Proben kann man so etwas nicht", verrät Patric Sohrt, der auch das Amt des Tourmanagers bekleidet, in der Pause. "Improvisationstheater lässt sich nur trainieren." Und das tun sie regelmäßig. Mitunter auch in Matches mit anderen Impro-Theatern. "In jedem Fall aber steht der Spaß im Vordergrund, für die Zuschauer und auch für uns Schauspieler," betont Sohrt ausdrücklich. "Und sich blamieren geht nicht, das haben wir uns längst abgewöhnt."
Und es kommt auch nicht dazu. In der Aufeinanderfolge der quirligen Sequenzen stellen die Protagonisten in der rund zweistündigen Performance ihr volles Schauspieltalent unter Beweis. Erwähnenswert ist da die Szene mit Chrys (spielt eine Oma) und ihre Enkel Janine und Volker. Das Publikum entscheidet nach jeder Szene welcher Schauspieler aus dem Act aussteigen muss, und wer dessen Rolle mit übernimmt. Am Ende ist es Chrys, der alle drei Rollen alleine spielt. Das Publikum feiert ihn frenetisch und Rainer ruft zu einer weiteren Welle auf.

Am Schluss wird den lachmuskelgeschädigten Zuschauern noch ein Grand Prix vorgesetzt. Gesungen soll nach dem Publikumswillen in Niederländisch, Russisch und Africans. Nach einem geforderten Schnelldurchlauf entscheidet sich das Publikum für die Russen, denn die tanzen den Kasatschok einfach Klasse.
Als Zugabe singt das Ensemble ein (natürlich) improvisiertes Thema. Jeder singt auch als Solist, außer Volker, der wird einfach ignoriert. Doch das lässt der Mob nicht zu: "Wir woll´n den Volker hörn, wir woll´n den Volker hörn", schallt es aus dem Publikum und ihr Wille wird erhört.

mazz.tv hat übrigens ein Lokalvideo des Improauftritts gedreht:
http://www.mazztv.de/?vid=243