Premiere des Quasi-So-Musicals erntet Applaus

Ibbenb?rener Volkszeitung vom 22. Februar 2008

Wilm Froese. Ibbenb?ren. Gott schuf den Menschen in zwei Versionen, die gar nicht zu einander passen. Am Donnerstag abend konnte man sich in der Schauburg davon ?berzeugen, als das Off-Broadway-Musical "I love you - You're perfect - Now change" von Joe DiPietro und Jimmy Roberts beim Quasi So-Theater Premiere feierte. In etwa 20 Episoden wurde das Verh?ltnis von Frau und Mann vor, w?hrend, nach und trotz einer Beziehung beleuchtet, besprochen und besungen.

Weil das ganze Problem schon mit Adam und Eva anf?ngt, betreten die vier Darsteller, von jeder Art zwei, einen Choral mit geschlechtsspezifischen Varianten singend, die B?hne von oben. Wie von einer Himmelsleiter herabsteigend. In der vom Bildaufbau g?nstigen oberen linken Ecke, bleibt, das ganze nun folgende Treiben wie ein Engel beobachtende und auf dem E-Klavier begleitend, nur die junge Pianistin Imke Fletcher, himmlische und sonstige Musik ?ber die Szene ausgie?end.

Eigentlich gleicht die Inszenierung von Klemens Hergem?ller schon einer XXS-Variante einer Off-Off-Broadway-Version. Ein sparsames B?hnenbild mit einigen einfachen Versatzst?cken bei Bedarf, die Musik auf ein Instrument beschr?nkt, die Kost?me meist nur angedeutet und m?helos ins Alltagsleben zu integrieren. Das auf diese Weise kaum vom Normalleben abgesetzte und auch noch anfangs in Halbdunkel getauchte B?hnengeschehen irritiert das Publikum zun?chst.

Aber schon bald hat man sich darauf eingestellt, genie?t die Pointierung der Texte und die knappe Darstellung, die sich auch der eigentlich f?r den Film entwickelten Stilelemente wie Standbild und Umschnitt bedient. Den endg?ltigen Durchbruch bringt ein Song, ganz einfach an der Rampe gesungen, aber hervorragend interpretiert. Von da ab gibt es Bewegung im Publikum, Raunen, Lachen, Szenenapplaus.

Den gibt es zu Recht, denn was an ?u?erem Glanz fehlt, wird durch Genauigkeit in der Beobachtung und im Spiel, durch Witz auch der Inszenierung und Darstellung und durch eine sp?rbare Spielfreude, echten Spa? an der Sache, ausgeglichen. Da mag man niemanden herausheben. Die Damen Imke Strothmann und Yvonne Gr?ner, die Herren Rainer M?ller und Marc Schmiedel -in dieser Reihenfolge nennt sie das Programm- bringen sich selbst und ihre F?higkeiten voll ein.

Eine davon ist das Singen. Die Stimmen klingen im Solo ordentlich bis gut, im Chor sch?n ausgewogen, obwohl vor allem die Herren ihren Tonumfang voll aussch?pfen m?ssen. Alle vier k?nnen jeder der vielen Stilrichtungen, die der Komponist Jimmy Roberts einsetzt, problemlos folgen. Vieles klingt leicht, schlagerm??ig eing?ngig. Aber es gibt auch vertrackte Tonfolgen, die aber prima gemeistert wurden. Die hoch oben postierte Imke Fletcher am Klavier nutzte ihre gute Aussicht zu aufmerksamer Begleitung. Sie gl?nzte zudem mit der unauff?lligen Untermalung der Sprechszenen, denen sie einen Hauch von Eleganz und Hintergr?ndigkeit verlieh.

F?r diese Ausgeglichenheit bei einfachsten Mitteln und f?r seine Schauspielerf?hrung muss man den Regisseur Klemens Hergem?ller loben. Er zwingt seinem Ensemble nichts auf, sondern er holt alles aus den vier unterschiedlichen Schauspielern heraus. Das Ergebnis kann sich h?ren und sehen lassen. Imke Strothmann zeigt in Mimik und K?rperhaltung eine gro?e Spannweite der Gef?hle. Yvonne Gr?ner charakterisiert mit kleinen Andeutungen verschiedenste Typen von Frau. Der sehr pr?sente Marc Schmiedel strahlt je nach Bedarf alles von Naivit?t bis Gef?hrlichkeit aus. Der auch f?r die B?hnentechnik verantwortliche Rainer M?ller ist der Spezialist f?r den Balanceakt zwischen Komik und Tragik.

Von beidem ist viel in den etwa 20 Szenen von Joe DiPietro enthalten: die Versuche der Partnerfindung, die Probleme des Zusammenlebens, die Unvereinbarkeit von Ehe und Kindern, die Rollenerwartungen der Umwelt und nicht zuletzt der immerw?hrende Versuch seinen Partner nach seinem Bilde und Gleichnisse zu formen. Das ist der Stoff, aus dem sich Dauerserien, Minidramen und Trag?dien formen lassen. Oder ein Off-Musikal wie dieses, das Jubel und stehenden Schlussapplaus erntete. Von den drei Wahlm?glichkeiten, die der merkw?rdige Titel anbietet, passen weder "Weg damit" noch "Das war perfekt". Da bleibt nur: "Ich mag es."