Temporeich inszeniert und gut gespielt

Ibbenb?rener Volkszeitung vom 29. M?rz 2005

Marianne Laun. Ibbenb?ren. Eine mitrei?ende und ?berzeugende Premiere feierte das Quasi So-Theater der VHS mit seiner neuesten Produktion, dem Musical "Der kleine Horrorladen", am Abend des Ostermontags vor etwa 200 Zuschauern im Ibbenb?rener B?rgerhaus. Mit ihrer Inszenierung der deutschen Version des amerikanischen Musicals von H. Ashman/ A. Menken haben Ulla Dorenkamp und Robert Rickert eine au?erordentlich feinf?hlige Interpretation des St?ckes auf die B?hne gebracht, das mit der Geschichte um eine Menschen fressende Pflanze, seinem schwarzen Humor, seinen verschrobenen und eigenwilligen Figuren Kultstatus erreicht hat.

In dieser temporeichen Inszenierung zeigt sich das Ergebnis einer ?u?erst erfolgreichen Zusammenarbeit aller Verantwortlichen. Die Rollen sind alle in jeder Hinsicht bestens besetzt und jede einzelne Figur wirkt in ihrer Handlungsweise glaubw?rdig und niemals ?berzeichnet. Au?erdem verf?gen alle Darsteller ?ber gute (Sing-)Stimmen: Seymour (Rainer Gr?nebaum), der liebensw?rdige und aufrichtige, aber ungebildete und t?lpelhafte Angestellte in Mr. Mushniks heruntergekommenem Blumenladen in Skid Row, beweist neben anderen Qualit?ten hervorragende pantomimische und fast schon akrobatische F?higkeiten. Und Audrey (Anna Lefmann), verk?rpert seine zun?chst d?mmliche und wenig selbstbewusste Kollegin und heimliche Liebe so, dass man ihr die Unf?higkeit, sich gegen die Misshandlung durch ihren sadistischen Freund durchzusetzen, auch wirklich abnimmt. Und jener Freund, der Zahnarzt Orin Scrivello (Benjamin Witthoff), ?berzeugt mit herrlicher Mimik und einer grandiosen Stimme, die er auch der Monsterpflanze Audrey II leiht. Wenn er auftritt, verbreitet sich Horror pur! Alle Akteure (sie alle einzeln zu nennen, w?rde den Rahmen sprengen) bestechen mit Auftritten voller Elan und Energie, in denen nahezu alles stimmt: K?rpersprache, Mimik und - immer hervorragend artikuliert - Text und Gesang.

Solisten und Chor (Einstudierung: E. Bachmann), der sich sehr harmonisch pr?sentiert, werden von der Horrorband aus Hamburg (A. Erz, S. B?hme, T. Spohn, U. Wagner, K. Dorenkamp - Wagner und Dorenkamp auch musikalische Gesamtleitung), unterst?tzt. Sehr geschickt im Halbdunkel platziert und das Gesamtbild nicht beeintr?chtigend, sorgt sie f?r eine perfekte und zuweilen witzige musikalische Begleitung und einen tollen Sound aus verschiedenen Musikstilen.

Ein gro?artiges B?hnenbild mit einer cleveren Raumaufteilung liefert den perfekten Rahmen f?r die Handlung an verschiedenen Orten und macht lange Umbauphasen ?berfl?ssig. So k?nnen die Darsteller vom Blumenladen auf die Stra?e, auf den Balkon im ersten Stock oder ?ber Treppen und Stege ?ber den Orchestergraben sogar in den Zuschauerraum hineinlaufen. Bei aller Ausnutzung des B?hnenraums entsteht jedoch nie der Eindruck unn?tiger Hektik oder ?berfl?ssiger Aktionen. Da das Quasi So alles selbst finanzieren muss, stellten die Multitalente des Ensembles die notwendigen geschwei?ten Stahlger?ste f?r Balkone und Blumenladen und die mehrere Meter hohen H?userw?nde mit Fenstern und T?ren selbst her. Auch die in liebevoller Detailarbeit gestalteten Requisiten sind in beeindruckender Eigenleistung entstanden - genial: Die Gestaltung der stetig wachsenden(!) Monsterpflanze - eine Kreation aus fantasievoll verarbeiteten Stoffen, Styropor und viel gr?ner Farbe. Insgesamt lebt die ausgekl?gelte B?hnenausstattung von der Balance zwischen Atmosph?re schaffenden Einzelteilen und einem Minimum an Requisiten. Sie bietet, unter anderem mittels aufw?ndiger Lichttechnik und anderer technischer Raffinessen, dem Zuschauer immer wieder neue optische Reize, wirkt aber nie zu kitschig oder ?berladen.

Nach dem Happyend f?r Seymour und Audrey und w?hrend weiterer zus?tzlicher Ausz?ge aus einigen Songs gab es f?r die tolle Leistung aller am St?ck Beteiligten anhaltende "Standing Ovations" von den Zuschauern, die sich einig waren in ihrem Urteil: "Von Anfang bis Ende gelungen und absolut sehenswert!"

N?chste Vorstellung am 31. M?rz um 20 Uhr im B?rgerhaus. Karten in der Gesch?ftsstelle der Stadtmarketing und Tourismus Ibbenb?ren GmbH.