Geschichte des Helden von Troja hat deutlich erotische Facetten

Ibbenb?rener Volkszeitung vom 19. August 2002

Geschichte des Helden von Troja hat deutlich erotische Facetten
"Die irren Fahrten des Odysseus": QUASI SO - Das Theater der VHS bringt Bearbeitung griechischer Mythologie auf die Bühne
Cornelia Ruholl. Ibbenbüren. Es knistert vor Erotik in dem neuen Stück, das "Quasi So - Das Theater der VHS" am 3. Oktober erstmals im Bürgerhaus auf die Bühne bringt: "Die irren Fahrten des Odysseus". Leicht abgewandelt ist der Titel von dem des berühmten Mythos des Homer. Die Odyssee erzählt von den Irrfahrten des Helden aus Ithaka.

In einer Bearbeitung des TAB (Theater aus Bremen) griff das Ibbenbürener Ensemble unter der Regie von Ulla Dorenkamp und Robert Rickert das Odysseus-Thema auf, um es im Rahmen des Figuren-, Masken- und Objekttheater-Festivals im Tecklenburger Land 2002 "Unbewegt bewegt" in Szene zu setzen. "Es werden während der Proben noch jeden Tag Szenen umgeschrieben", sagt Ute Stöttner, die die Kostüme für das Stück macht. So bekommt das Ibbenbürener Publikum letztendlich eine komplette Neubearbeitung des Stoffs zu sehen.

Entsprechend dem Rahmen des Theaterfestivals, das insgesamt 13 Produktionen mit 22 Aufführungen im Tecklenburger Land bietet, ist "Die irren Fahrten des Odysseus" ein Stück für Menschen, Masken und Figuren. Neben den Darstellern aus Fleisch und Blut prägen auch Masken und Figuren (Puppen) die Inszenierung; sie sollen gleichsam mit dem Ensemble verschmelzen. Die Figuren und Masken entstanden in Workshops unter Leitung von Vinzenz Hoppe und Robert Rickert.

Raffinierte Verlockungen
Während seiner Irrfahrt zurück nach Ithaka und zu seiner geliebten Gattin Penelope wird der sagenumwobene Held des trojanischen Krieges und Erfinder des sprichwörtlichen Pferdes zum Spielball rivalisierender Götter. Aber nicht nur furchteinflößende Ungeheuer wie den einäugigen Zyklon oder Skylla und Charybdis stellen sie ihm in den Weg.

Mindestens ebenso diffizile Hindernisse auf seiner Reise sind für Odysseus (Manfred Hagemann) die raffinierten Versuchungen und Verlockungen weiblicher Schönheiten, denen dieses Bild von einem Mann nicht widerstehen kann. Unschuldig-mädchenhaft wie Nausikaa (Anna Lefmann), Tochter des Phäaken-Königs Alkinoos (Marc Schmiedel), kommen sie daher, verführerisch wie die Zauberin Circe (Imke Strothmann) oder aggressiv und fordernd wie Calypso (Kathi Anlauf).

Und bei aller Liebe zu Penelope (Christina Leugers), der treuen und sehnsüchtig auf die Rückkehr des Gatten wartenden Ehefrau, erliegt Odysseus immer wieder den Reizen der Schönen, die ihn umgarnen.

"Das ist ein Stück für Erwachsene", sagt Ute Stöttner, die in Zusammenarbeit mit Regisseurin Ulla Dorenkamp die Ideen für die Kostüme entwickelte. Abgesehen davon, dass die Optik der Outfits an das antike Griechenland erinnern soll, steht für die Kostümbildnerin, die sich ihr Handwerk als Autodidaktin aneignete, die erotische Note im Vordergrund. Tiefe Beinausschnitte und Décolletés kennzeichnen die Kleider der Penelope und der Circe, wobei die Zauberin in kraftvollem Rot deutlich mehr Vamp sein darf als Königin Penelope. Für sie - ganz Dame - setzt Ute Stöttner auf Eleganz und lässt Penelope im figurbetonten Schwarzen erscheinen, ohne dabei allerdings auf tiefe Einblicke zu verzichten.

Liebe zum Detail
Die süße Jungfrau Nausikaa betört in pastellfarbenem Satinkleidchen und duftigem Wollweiß. Insgesamt lassen die Kostüme der hübschen Damen viel sehen. Odysseus selbst erobert die Damenwelt in Netzhosen. In fantasievolle Gewänder hüllt Ute Stöttner auch Herbert Börger, der als Herr der Unterwelt auf der Bühne steht und Stefan König in der Rolle des "Gyros". Reizvoll an den Kostümen für dieses Stück sei, dass sie diesmal sehr viel filigraner arbeiten könne als für andere Produktionen. Da es auf der kleinen Bühne im Foyer aufgeführt wird, wo nur etwa 90 Zuschauer Platz finden, "wird jeder Knopf und jede Perle auch gesehen", so Stöttner. Für "Anna und der König" zum Beispiel habe sie viel mehr "durch den Stoff" arbeiten müssen, quasi dick auftragen, damit die Wirkung von königlicher Pracht auch noch in der letzten Sitzreihe wahrgenommen wurde.

Musikalisch unterstützen Robin Völkert, Kai Dorenkamp und Rainer Grünebaum die Akteure auf der Bühne und tragen dazu bei, die jeweiligen Stimmungen herauszuarbeiten. Die technische Leitung hat Tim Rikeit. Die Premiere für die neue Odysseus-Inszenierung beginnt am 3. Oktober um 20.30 Uhr im Foyer des Bürgerhauses.

Information und Kartenverkauf: Stadt Ibbenbüren, Telefon 05451/931888, Fax 05451/931749. [Anmerkung des Theaters: Kartenvorbestellungen sind auch online möglich!]