?rger und Mitleid f?r egozentrischen Neurotiker

Ibbenb?rener Volkszeitung vom 25. Februar 2000

Jens Hungermann. Ibbenb?ren. Kann man f?r einen zynischen Neurotiker, der permanent seine Mitmenschen schikaniert, sie dem?tigt und dabei von ihnen auch noch Mitleid f?r sich beansprucht, Sympathie empfinden? Rund 80 Zuschauer bei der gelungenen Premiere von Adolf Muschgs Tragikom?die "Rumpelstilz", inszeniert vom Quasi So-Theater unter der Regie von Robert Rickert, waren am Mittwochabend in der Alten Sparkasse hin und her gerissen und das Lachen schwankte zwischen ?rger und Belustigung.  Im Mittelpunkt der Handlung steht der notorische N?rgler Professor Leu (grandios: Klaus-Peter Lefmann), auf den sich die drei anderen Figuren - seine Frau Gertrud (Jutta Lefmann), seine Tochter Luggi (Kathi Anlauf) und deren Freund Rolf M?nter (Udo Eickelmann) - ausrichten. Leu, der sich einbildet, unheilbar krank zu sein, terrorisiert seine Familie mit seinem Selbstmitleid und erpresst somit ihre F?rsorge.

Ein Abendessen mit Frau, Tochter und Schwiegersohn in spe ger?t zur Farce, als Leu, alkoholisiert in seiner selbstdarstellerischen Ichbezogenheit die Grenzen des guten Geschmacks ?berschreitet und seine Familie dem?tigt. Zur erhofften Verlobung von Luggi und Rolf kommt es letztlich nicht. Luggi bricht mit Rolf und sp?ter auch mit ihrem Vater.   In seiner Egomanie und Hypochondrie bemerkt Leu nicht, dass es seine ihn liebende Frau ist, die sterbenskrank ist. Am Ende tritt das ein, wovor sich Leu am meisten gef?rchtet hat: Seine Tochter hat sich von ihm abgewendet und sein Frau ist tot. Er ist allein.

Klaus-Peter Lefmann beschreitet als Leu mit faszinierender Leichtigkeit den schmalen Grat zwischen Tragik und Komik. Die Zuschauer schwanken zwischen ?rger auf ihn auf der einen und Mitleid ("Ich habe Angst") f?r ihn auf der anderen Seite. Sein Gezeter in seiner armseligen, kleinen Welt l?sst ihn zum Rumpelstilzchen werden, "dem Zwerg, den es zerrissen hat", wie der Professor selbst sagt. Neben Klaus-Peter Lefmann gl?nzt Jutta Lefmann als sterbenskranke, sich aufopfernde Ehefrau. Warum, fragt sich der Zuschauer, liebt diese gedem?tigte Person dieses Ekel von Mann eigentlich, und findet nur schwer eine Antwort. Mit leisen T?nen nimmt Gertrud unbemerkt von ihrem Mann Abschied, der sie sogar in der Stunde ihres Todes noch anklagt: "Ich kann nicht alleine sein. Jetzt tust du mir das an."

Kathi Anlauf ?berzeugt als gef?hlskalte Tochter des Professors, die diesen als einzige zur Sprachlosigkeit bringt. Udo Eickelmann bleibt als anfangs von Leu faszinierter und nachher von dessen Selbstdarstellung abgesto?ener Student ein wenig im Schatten des dominanten Klaus-Peter Lefmann, was seine schauspielerische Leistung allerdings keineswegs schm?lert. Gelegenheit, die Tragikom?die "Rumpelstilz" zu sehen, besteht wieder am Samstag, 26. Februar sowie Sonntag, 27. Februar, jeweils um 20 Uhr im Foyer der Alten Sparkasse.