Shakespeare hat auch nur geklaut

Westf?lische Nachrichten vom 01. August 1999

Antje Kahle. Ibbenb?ren. "Romeo, oh Romeo. Warum nur, Romeo?" Die seufzende Jungfrau, die im fernen Italien heulend auf dem Balkon steht und ungl?cklich verliebt ist, kennen wir ja. Geh?ren doch Romeo und Julia zu den meistgeliebten Schicksalspaaren den Weltliteratur. Schuld an der Miesere, dass sie sich nur knapp verpassen und letztendlich sterben m?ssen, ist der gute alte William Shakespeare, seines Zeichen ber?hmtester englischer Dramatiker. Doch neben Romeo und Julia hat er noch weitere 35 Werke sowie zahllose Gedichte und Sonette verfasst. So kommt auch heute kaum noch jemand im Englischunterricht um die Geschichten ?ber K?nige, Liebe und Hass herum. Dass man Shakespeare nicht immer schrecklich ernst nehmen muss, sondern auch mal anders an den leicht angestaubten Stoff gehen kann, beweist die Kom?die "Shakespeares s?mtliche Werke (leicht gek?rzt)", die mittlerweile Kultstatus erlangt hat. Eben dieser Erfolg ist nun f?r das Ibbenb?rener "Quasi So-Theater" der Grund, sich als eines der ersten Amateurtheater an diesem gro?en St?ck zu versuchen, welches bereits weltweit mit gro?em Erfolg an den bekanntesten Theatern gastiert.

"Der Titel klingt ein bisschen abschreckend", gibt Regisseur Jens Dierkes vom Quasi So-Theater zu. Auf den ersten Blick w?rden die meisten ein sehr ernstes St?ck damit in Verbindung bringen. "Das ist es aber auf keinen Fall", stellt Dierkes fest. "Ganz im Gegenteil. Wir, beziehungsweise das St?ck will zeigen, das William Shakespeare eben nichts bierernstes geschrieben hat, sondern auch nur geklaut hat." Bei n?herer Betrachtung f?nde man in vielen Trag?dien und Kom?dien des gro?en Meisters Zusammenh?nge, die bereits weit vor seiner Zeit bei den Schriftstellern und Theaterleuten sehr beliebt waren. "Er ist nicht das Genie, f?r das ihn viele halten."

"Es gab auch ?berlegungen, den Titel zu ?ndern", berichtet Dierkes, diese seien allerdings zum einen wegen dem Bekanntheitsgrad des St?ckes unter diesem Titel und zum anderen wegen der zu rei?erischen Ausweichm?glichkeiten schnell verworfen worden. Am 18. August soll die Kultkom?die des englischen Autorenteams Adam Long, Daniel Singer und Jess Winfield, die bereits in London, M?nchen, Berlin und Essen f?r volle H?user sorgt, in Ibbenb?ren Premiere feiern. Die Proben laufen bereits auf Hochtouren. Besonders f?r die drei Hauptdarsteller bedeutet das ein hartes St?ck Arbeit. "Robert K?tter, Hans-G?nter Schwarze-Be?ler und Udo Eickelmann ?bernehmen s?mtliche Rollen, die irgendwann mal bei Shakespeare vorkommen", erkl?rt Jens Dierkes, der mit der Kom?die nach "Nora oder ein Puppenheim" sein zweites Regieabenteuer bestreitet. "Insgesamt hat jeder der Drei um die 30 Rollen, in die er an einem Abend schl?pft." M?nnlein oder Weiblein ist dabei egal.

"Es soll mit einem Augenzwinkern gezeigt werden, wie fade die Kom?dien aus heutiger Sicht sind und wie l?cherlich und lustig sich die Trag?dien darstellen", formuliert Dierkes das Ziel des St?ckes. Deshalb werden die Kom?dien zu einer einzigen zusammengestrichen und innerhalb weniger Minuten abgehandelt, w?hrend die Trag?dien ausf?hrlicher unter die Lupe genommen werden. "Romeo und Julia und Hamlet sind die Hauptst?cke, um die es gehen wird. Aber auch alles andere, Sonette und ?hnliches wird zumindest kurz gestreift." Damit auch der Zuschauer, der kein Shakespeare-Kenner ist, nicht den ?berblick verliere, werden die jeweiligen St?cke von den Schauspielern anmoderiert. "Es ist alles sehr vordergr?ndig witzig, man braucht keine Detailkenntnis", betont Jens Dierkes und stellt fest, dass man damit den Anspruch eines St?ckes f?r jedermann erf?llen wolle. So, sei der Humor, mit dem man arbeite stellenweise "extrem platt", dann aber auch wieder intelligent und scharfsinnig. So wechseln sich witzige Bemerkungen und ironische Spitzen mit recht ernsten Originalzitaten ab.

Bis zur Premiere wird drei Wochen lang sechs bis sieben Stunden t?glich geprobt was das Zeug h?lt. "Das ist selbst f?r ein Profitheater viel", erkl?rt Dierkes. "Sorgen, dass das St?ck nicht angenommen wird, machen wir uns keine. Es ist einfach f?r jeden was." Auch an Requisiten hat man nicht gespart. Ob rollende K?pfe, mit denen Fu?ball gespielt wird oder Originalkost?me, dank der vielen ehrenamtlichen Helfer ist auch das kein Problem. Spielplan: 18.8. (Premiere 20 Uhr), 21.8. (19 und 22 Uhr), 22.8., 26.-28.8. (jeweils 20 Uhr), 17.-19.9. (jeweils 20 Uhr)