Spannende Emanzipation gab es schon im 19. Jahrhundert

Ibbenb?rener Volkszeitung vom 07. Oktober 1998

Elke Kockmeyer. Ibbenb?ren. "Das muss mehr triefen - so im Immenhofstiel!" Regisseur Jens Dierkes wei? genau, wie er den Schauspielern seine Vorstellungen der von ihm gew?nschten Mimik und Gestik n?herbringt. Mit dem Dreiakter "Nora - oder ein Puppenheim", geschrieben vom Norweger Henrik Ibsen (1828 - 1906), wollen die Schauspieler des QUASI SO-Theaters am 18. November Premiere feiern. Daf?r wird momentan von morgens bis abends in der Turnhalle der Helen-Keller-Schule in Ibbenb?ren geprobt.

Zum Inhalt des Emanzipationstheaters aus dem 19. Jahrhundert: Nora, gespielt von der 19j?hrigen Henriette Mudrack, f?lscht die Unterschrift ihres Vaters, um an Geld zu kommen. Geld, das sie f?r ihren sterbenskranken Mann Torvald Helmer (Michael Kneisel) braucht. Acht Jahre sp?ter fliegt am Weihnachtsfest ihre "Schandtat" auf. Ein Konflikt bahnt sich an, denn ihr Mann steht nicht, wie angenommen, f?r sie ein. Im Gegenteil, er will sich, um seine Karriere nicht zu gef?hrden, von seiner Frau trennen...

"Das St?ck habe ich vor sechs Jahren in M?nster gesehen", erkl?rt Jens Dierkes seine Auswahl. "Die Charaktere werden in diesem St?ck immer weiter offengelegt und der Zuschauer kann sich direkt als Seelendetektiv f?hlen. Das hat mich fasziniert." Zur Seite steht ihm Regieassistentin Katharina Quindt. Das B?hnenbild, die Zuschauer werden sich um 120 Jahre zur?ckversetzt f?hlen, erstellt J?rn Sch?fer, die Kost?me werden von Ute St?ttner und Imke Strothmann entworfen und gen?ht. F?r die Dramaturgie ist Barbara L?cke zust?ndig, die s?mtliche Schulen im Umkreis angeschrieben hat. "Wir wollen insbesondere die Deutschlehrer anregen, das St?ck im Unterricht zu behandeln und ihnen dann auch die M?glichkeit geben, bei den Proben anwesend zu sein", sagt Jens Dierkes. Im Comenius-Kolleg in Mettingen werde das St?ck bereits gelesen. "Und dann geguckt", wirft Katharina Quindt ein. Das Goethe-Gymnasium hat ebenfalls Interesse angemeldet. Proben-Zuschauer sind also zugelassen, "weil ich das f?r die Schauspieler auch f?r sehr wichtig halte. So k?nnen wir sehen, ob die Spannung richtig r?berkommt", denkt Dierkes. ?ber die Ausstattung ist er richtig stolz. "Wir haben einen kompletten 120 Jahre alten Salon von Antiquit?ten-Schwohn zur Verf?gung gestellt bekommen", strahlt der Regisseur. Und ein ganz alter Kamin sei ihm auch schon versprochen: "Unsere Ausstattung hat Staatstheaterniveau", so Dierkes.

Das Ehepaar Helmer, um das es im St?ck geht, hat nat?rlich Kinder: Tobias St?ttner spielt den Sohn, Tobias Schindler ist als Zweitbesetzung vorgesehen. Beim Casting qualifizierten sich mehrere M?dchen f?r die Roll der Tochter: Felicitas L?mker, Nora-Christin Lohmeyer, Sabine und Andreas Lehmk?hler aus Mettingen sind dabei. Spielfreude und Phantasie war f?r die Wahl der kleinen Schauspieler ausschlaggebend. F?r Dierkes war die erste Probe mit den Kindern eher ungewohnt. "Wir haben anfangs Packen und Verstecken abwechselnd gespielt. Da sind sie schnell aufgetaut", grinst er.

Die ersten vier Vorf?hrungen sind in der Alten Sparkasse. Ungewohnt, die Zuschauer sitzen auf der eigentlichen B?hne, und der gesamte Raum der Alten Sparkasse ist die B?hne - das Treppenhaus ist mit integriert. Weitere drei Vorstellungen werden im PZ des Kepler-Gymnasiums aufgef?hrt. "Da ist auch eine Treppe, von der wir es runterregnen lassen k?nnen", lacht Dierkes.