Emanzipationsversuch und Machtaus?bung enden in gesellschaftlicher Katastrophe

Ibbenb?rener Anzeiger vom 15. Oktober 1998

sac. Ibbenb?ren "Der Zuschauer erh?lt Einblicke in 48 Stunden Psychoterror", erkl?rt  Jens Dierkes ?ber seine erste Inszenierung eines abendf?llenden Theaterst?ckes. Der Ibbenb?rener Schauspieler und Travestie-K?nstler hat beim QUASI SO-Theater die Regie f?r "Nora oder Ein Puppenheim" von Henrik Ibsen ?bernommen.

Die verh?ngnisvolle Vergangenheit der Personen in dem weltbekannten Gesellschaftsdrama wird laut  Dierkes nach und nach "herrlich aufgedr?selt" und zeige in diesem Sinne sogar kriminalgeschichtliche Ans?tze. Denn alle f?r die dramatische Entwicklungen verantwortlichen Handlungen haben schon lange vorher stattgefunden. Ibsen hat die allm?hliche Entwirrung und deren Folgen "ganz fein gestrickt".

Warum gerade "Nora"? "Das St?ck brodelt schon sehr lange in mir", meint  Dierkes. Schon jahrelang habe er sich mit diesem Schauspiel auseinander gesetzt und gedanklich in einzelne Bilder umgesetzt. Zudem ist "Nora" nat?rlich ein klassisches St?ck Theaterliteratur, in dem jeder Regisseur bei einer neuen Inszenierung immer wieder Bez?ge zur Gegenwart entdeckte. Soll will  Dierkes dem Zuschauer zwar die Illusion eines Zeitdokuments (das St?ck wurde 1897 ver?ffentlicht) bieten, das zentrale Thema hat aber auch f?r ihn gleichbleibende Aktualit?t behalten. "F?r mich ist dies ein zeitloses St?ck der Emanzipation. Au?erdem geht es um Machtverh?ltnisse und Druckaus?bung unter allen Beteiligten."

Um einen m?glichst originalgetreuen Rahmen f?r die Ende letzten Jahrhunderts in Norwegen spielende Handlung zu bieten, st?bern  Dierkes und Co. seit Wochen auf Flohm?rkten, um entsprechende Requisiten zu finden. F?r die Ausstattung hat er gl?cklicherweise einen ?u?erst kooperativen Partner gefunden: Die Firma Antiquit?ten Schwohn aus Dreierwalde stellt leihweise zeitgen?ssische Antiquit?ten im Wert von mehreren zehntausend Mark f?r die Auff?hrungen zur Verf?gung.
Diese werden zun?chst in der Alten Sparkasse ihren Platz finden. Dabei soll die normale B?hne diesmal als Zuschauerraum dienen. Das gro?e Foyer inklusive Wendeltreppe wird dagegen dieses Mal als B?hne genutzt. Nach der Premiere am 18. November und drei weiteren Vorstellungen, wird das gesamte B?hnenbild jedoch f?r weitere Auff?hrungen in das P?dagogische Zentrum des Kepler-Gymnasiums umziehen. Dies machen einerseits Termin?berschneidungen erforderlich. Das B?rgerhaus kam nicht in Frage - die Studioatmosph?re sollte erhalten bleiben. Andererseits wollen Regisseur und Ensemble eventuell auf Tournee gehen. Jetzt kann er gleich pr?fen wir gro? der Zeitaufwand f?r den Auf- und Abbau ist.
Zur Zeit probt das Ensemble - 22 Mitglieder des VHS-Theaters - in der Turnhalle der Helen-Keller-Schule- Zwischen Kletterger?st und Gymnastik-Matratzen nimmt die Ehe von Bankdirektor Helmer (Michael Kneisel) und seinem zur Verschwendung neigenden "Frauchen" Nora (Henriette Mudrack) einen unheilvollen Lauf. In die frohe Weihnachtsstimmung platzt der Winkeladvokat Krogstad (Klaus-P. Lefmann), der Nora wegen einer "Jugends?nde" erpresst. Weder ihr Freundin Christine Linde (Martina Brune) noch der Freund des Hauses Dr. Rank (Horst Lehmk?hler) k?nnen ihr helfen. Schlie?lich kommt es zum dramatischen "Gerichtstag" zwischen den Ehegatten. Mehr sei nicht verraten...

Die Regie-Assistenz hat Katharina Quindt ?bernommen, Barbara L?cke zeichnet sich verantwortlich f?r die Dramaturgie. Ute St?ttner und Imke Strothmann entwerfen und n?hen die Kost?me. J?rn Sch?fer erstellt das B?hnenbild. Und was macht der Regisseur, vielen Ibbenb?renern auch als "Gr?fin Tamara" ein Begriff, sonst noch? Die "Gr?fin" war am vergangenen Freitag f?r eine Fernseh-Aufzeichnung (Talkshow mit J?rg Pilawa auf Sat.1) unterwegs und wird nach verschiedenen Auftritten in Osnabr?ck am 4. Dezember bei einer Benefizveranstaltung in Ibbenb?ren auftreten (der Anzeiger wird berichten). Danach wird Jens Dierkes den Balou im "Dschungelbuch" darstellen - unter der Regie von VHS-Jugendtheater-Leiterin Ulla Dorenkamp. Doch zun?chst stehen die Vorbereitungen f?r "Nora" im Vordergrund. Auff?hrungen sind nach dem Premiere f?r den 20., 21., 22., 27., 28. und 29. November, jeweils um 20 Uhr, geplant.