Kaiser Caligula mit Handy

Westf?lische Nachrichten vom 12. September 1998

Ibbenb?ren. Caligula - ein Theaterst?ck mit Tiefgang sorgte f?r Betroffenheit beim Publikum. "Schuld" daran trug das Ensemble des QUASI SO-Theaters bei der Premiere des Schauspiels von Albert Camus vor ungef?hr einhundert Zuschauern im B?rgerhaus. Die Spielleitung hatte Regisseur J?rg Welke.

Caligula ist ein r?mischer Kaiser, der durch den Tod seiner Schwester und Geliebten Drusilla die Absurdit?t des Lebens erkennt, daran zerbricht und dann seine Machtposition benutzt, um seinem Volk die Erkenntnis seiner Wahrheit uneingeschr?nkt zu diktieren. Eine Schreckensherrschaft mit Mord und Totschlag, Zerst?rung und Vergewaltigungen, nach Gutd?nken des Tyrannen beginnt. Sein ihn umgebener Hofstaat spinnt manche Intrige gegen ihn, st?tzt aber dennoch sein furchtbares Regime, bis zu dem Zeitpunkt als Caligula seine Gespielin Caesonia ermordet.

Die Inszenierung begann bereits mit dem Einlass in den Saal. Vor einem sehr gelungenen B?hnenbild, einem Zusammenspiel aus Form, Farbe und Licht erwarteten die Akteure in einer "eingefrorenen" Stellung die Zuschauer. Ein Beginn, der den Schauspielern viel Disziplin und hohe Konzentration abverlangte. Der Hofstaat, im modernem Outfit und mit Handys ausgestattet, erwartete den Kaiser Caligula, gespielt von Manfred Hagemann, der sich mit einem wei?en, k?rperbetontem Kost?m, barf??ig von seinen Untertanen abhob. Das Schauspiel ?ber die Absurdit?t des Menschenschicksals in einer gottlosen Welt barg alle H?hen und Tiefen, alle St?rken und Schw?chen, alle Gef?hlsebenen des menschlichen Daseins.

Leider gelang es den Schauspielern nicht, diese Emotionalit?t glaubhaft zu vermitteln. Scipio, gespielt von Michael Kneisel tat sich schwer, den Hass auf Caligula, der seinem Vater die Zunge abschnitt und ihn anschlie?end t?ten lie?, zum Ausdruck zu bringen. Es war ein Schauspiel mit Tiefgang, das bei den Zuschauern eine gro?e Nachdenklichkeit erzeugte. "Ist nicht das hier Gesehene gleichzeitig die reale Welt?" In der Pause des in zwei Akten gespielten St?cks bemerkte man eine Betroffenheit unter den Zuschauern, die auch am Schluss keine schnelle Aufl?sung fand. Die Auff?hrung h?tte leidenschaftlicher sein k?nnen, aber das St?ck wird in den n?chsten Tagen ja noch einige Male gespielt.