Quasi-So-Theater erhält Kulturpreis

Ibbenbürener Volkszeitung vom 13. Dezember 2007

Cornelia Ruholl. Ibbenbüren. "Die, die dieses Kind das Laufen lehrten und es erwachsen werden ließen, ohne dass es alterte", hätten niemals an einen Kulturpreis gedacht, oder gar an eine eigene Spielstätte wie die Schauburg.", sagte Laudator Heribert Fischer, ehemaliger Leiter der Volkshochschule Ibbenbüren am Mittwochabend, als das Quasi So-Theater in eben jener Schauburg den Kulturpreis des Kreises Steinfurt erhielt. Er erinnerte an die Anfänge, "als die erste Theaterarbeit 1976 in Mettingen begann. Damals habe das Angebot im Programm der VHS schlicht "sinnvolle Freizeitgestaltung, Laienspiel" geheißen. Später habe sich in Ibbenbüren unter Leitung von Gerrit Schulze-Uphoff eine weitere Theatertruppe hinzugesellt, die den Namen "Quasi So" trug. Während Ulla Dorenkamps Truppe vor allem das Kinder- und Jugendtheater entwickelte, habe Gerrit Schulze-Uphoff sich besonders dem Musical, dem klassischen und dem modernen Theater gewidmet. Und die Schauspieler agierten mal in der einen, mal in der anderen Truppe. So sei es nur sinnvoll gewesen, dass beide Ensembles 2002 fusionierten, so Fischer. Es gehe auch darum, "das darstellende Spiel als Möglichkeit der Selbstentfaltung zu verstehen", so Fischer. Es biete am ehesten die Chance, die Menschen ganzheitlich zu erreichen. Begeisterung und Enthusiasmus der Truppe hätten "tolle Resonanz in der Bevölkerung" gefunden. Das belegten zehntausende und mehr Zuschauer im Jahr. Die Zahl der Schulproduktionen habe nach dem Motto "Das können wir auch" zugenommen. Amateurtheater mache Mut, selbst etwas zu tun. Mit Bezug auf ein Kulturprojekt Royston Maldooms mit den Berliner Philharmonikern unter dem Motto "You can change your life" (Du kannst dein Leben ändern") sagte Fischer: "Ihr habt damit vor 30 Jahren angefangen. Und die Veränderten sind zu Veränderern geworden. Man kann Begeisterung nicht für sich behalten." Schließlich sei es Quasi So auch noch gelungen, sich im einstigen Lichtspieltheater Schauburg eine eigene Spielstätte zu schaffen und diese zu unterhalten. "Es ist zu bewundern, dass 99,99 Prozent der Aktiven von Quasi So ehrenamtlich tätig sind. Das ist mit Gold nicht aufzuwiegen", so Fischer, der Dank an die Aktiven und deren familiäres Umfeld richtete.

Auf die Beziehung zwischen Schauspielern und Politikern hob Ibbenbürens Bürgermeister Heinz Steingröver in seinem Grußwort ab, mit der Überlegung, wer eigentlich das bessere Ansehen habe. Wenn man einem Politiker sage, er sei ein guter Schauspieler sei das kein Kompliment. "Das ist hier was anderes". So viele Jahre die Sache so zu gestalten, "dass man gerne ins Theater geht, das ist eine ganz außergewöhnliche Leistung", so Steingröver. Er beschrieb das Ensemble als "fröhliche, selbstbewusste Truppe" mit Akteuren von sieben bis 70 und darüber hinaus. Der Beitrag zur Talentförderung, das sei nicht zuletzt ein Beitrag zur eigenen Talentförderung gewesen, würdigte Ibbenbürens Bürgermeister Heinz Steingröver die überzeugende Entwicklung, die "Quasi So - Das Theater der VHS" genommen hat. Und auch dies sei ein Markenzeichen von Quasi So: Nicht nur die im Rampenlicht, auch die Lichtmacher und all die, die hinter der Bühne eine Strippe ziehen, trügen engagiert zum Ganzen bei. Davor wolle er "ausdrücklich den Hut ziehen", so Steingröver. In diesem Zusammenhang lobte Steingröver auch, dass Quasi So das alljährliche Weihnachtsstück für Kinder eingeführt habe, mit dem man Kinder an den Theaterbesuch heranführen könne. So habe Quasi So "das Angebot von großen Städten ausgedehnt auf ein Mittelzentrum wie Ibbenbüren. Darauf bin ich stolz." Und Steingröver nannte dann doch einige Namen, die in besonderer Weise für Quasi So stehen: "Neben der bewunderungswürdigen Ulla Dorenkamp" seien das Rainer Möller, Ute Stöttner, Robert Rickert, Tim Rikeit und Hans-Jörg Schnepper, "das Uralt-Multitalent, von dem Marc Schrameyer den Vorsitz des Fördervereins übernommen hat".

Die Frage, ob nun Politiker oder Schauspieler das größte Ansehen genössen, ließ Steingröver offen. Sicher sei: Wenn man von jemandem sage, er fällt aus der Rolle, sei das nichts Gutes. Wenn es heiße, er sei völlig von der Rolle, sei das noch schlechter. In diesem Sinne wünschte er den Akteuren, dass sie "immer gut in ihrer Rolle" sein mögen. Wie sehr sie dies sind, bewiesen die Darsteller von Quasi So mit dem bunten Programm aus Kostproben bisheriger Bühnenerfolgen.