Quasi So-Theater führt „Geschlossene Gesellschaft“ in der Ibbenbürener Schauburg auf

Ibbenbürener Volkszeitung vom 24. April 2010

Ibbenbüren. „Die Hölle, das sind die anderen.“ In dem Klassiker von Jean-Paul Sartre treffen nach ihrem Tod drei Menschen an einem Ort aufeinander, der auf den ersten Blick nichts mit der traditionellen Vorstellung von der Hölle gemein hat: Kein Teufel, keine Pfähle, weder Feuer noch Schwefel - in dem neuen Stück des Quasi So-Theaters ist die Handlung, die sich im Original in einem Salon im Second-Empire-Stil abspielt, in die recht luxuriöse Business-Lounge eines Flughafens verlegt worden. Dort sind der Journalist Garcin (Bastian Schallenberg), die Postangestellte Inès (Beate Schlüter) und die oberflächliche, reiche Estelle (Stefanie Wernert) anzutreffen.

„So ist das?“, fragt Garcin, der als Erster die Lounge betritt. Den dreien ist schnell klar, dass sie sich in der Hölle befinden, dass jeder von ihnen zum Folterknecht der beiden anderen bestimmt ist. Der Deserteur Garcin, in der Quasi So-Version nicht aus Rio, sondern aus Sarajevo (in einigen Vorstellungen von Peter Tombrink gespielt), hat seine Frau schlecht behandelt. Die lesbische und hochintelligente Inès hat Florence, eine junge Frau, ihrem Cousin entfremdet. Der wird von einer Straßenbahn überfahren. Ob Inès ihn vor den Zug gestoßen hat, oder ob es ein Selbstmord oder Unfall war, wird nicht klar. Die verzweifelte Florence, die eine Liebschaft mit Inès hat, vergiftet sich selbst und Inès mit Gas. Das It-girl Estelle hat ihr Kind ermordet und ihren Geliebten dadurch dazu getrieben, Selbstmord zu begehen, sie selbst starb an einer Lungenentzündung.
 
Auf engstem Raum dauert es nicht lange, bis die drei sich gegenseitig ihre Lebenslügen entlarven. Mal sind sie entwaffnend ehrlich, dann wieder lügen sie, um die Anerkennung und Aufmerksamkeit des anderen zu bekommen. Um zu bestehen, gehen immer jeweils zwei eine Bindung ein, die binnen kürzester Zeit von der dritten, übrig gebliebenen Person wieder zerstört wird. So lechzt jeder nach der Hilfe eines der beiden anderen, sie nähern sich an, verletzen einander, können voneinander nicht lassen.