Chaos in der Elfenwelt

Ibbenbürener Volszeitung vom 15. Januar 2011

Von Brigitte Striehn

Altmeister William Shakespeare hätte sicherlich seinen Spaß an dem Stück gehabt, das die Akteure des QuasiSo-Theaters der Volkshochschule am Donnerstag im Foyer der Alten Sparkasse auf die Bühne brachten. Tobias Schindler hatte in wenigen Wochen aus Shakespeares "Sommernachtstraum" eine Spielfassung des Feenmärchens geschaffen, die den Schauspielern breiten Raum gab, ihr Talent auszuspielen. Er hat sich verschiedene Texte des berühmten Poeten vorgenommen und durch die Verknüpfung mit modernen Elementen ein, wie er selbst sagt, "einzigartiges Theatererlebnis" geschaffen.

Er habe beabsichtigt einen "lehrreichen Zugang zu dem etwas in die Jahre gekommenen Werk zu eröffnen", sagte der junge Autor und Regisseur. Nicht alle Handlungsstränge des Orginals wurden verfolgt, dafür gab es gefühlvoll und frech vorgetragene Chansons und rasante Szenen, die mittels einer Fernbedienung in Gang gesetzt wurden.

Die vier Schauspieler mussten in Windeseile Rollen und Kostüme wechseln. Tobias Stöttner verzauberte als Elfenkönig Oberon und Maximilian Rinne konnte seine Bühnengestalten auch sprachlich differenziert darstellen. Als Titania, streitbare Angetraute des Oberon, fand Rinne immer die richtige Ausdrucksform -sei es Furie oder verliebtes Weib. Dass das Objekt der Begierde dank des Blumenzaubers ein Esel war, ließ er mit schmachtenden Blicken ganz vergessen.

Mit zahlreichen Stilbrüchen mussten auch Jo Henning Richter und Monique Mulder fertig werden. Dabei hatte Richter als Puck reichlich Gelegenheit "Menschen in Ekstase zu versetzen", was seiner Meinung nach gutes Theater ausmacht. Assistentin Mulder agierte charmant und erfreute das Publikum mit tänzerischen Einlagen und scgön herausgespielten Aktionen. Was wäre ein "MitSommerNachtsTraum" ohne Liebeswirren, gepaart mit Erotik und Begierde? So räkelten sich die Akteure lasziv auf der Liegestatt und umschlichen sich mit sinnlichen Bewegungen. Dabei wurden, wie zu Zeiten Shakespeares üblich, auch die Frauenrollen von Männern dargestellt.

An der Figur des "indian boy" entzündete sich der Streit zwischen dem Elfen-Königspaar -ganz wie bei Shakespeare. In Schindlers Inszenierung rückt diese eigentlich Nebengeschichte näher in den Vordergrund. Vielleicht hat sich der große Meister das tatsächlich so gedacht, wie Schindler vermutet. In die Handlung eingeflochten sind zahlreiche Zitate aus "Romeo und Julia" oder "Macbeth". Inwieweit die verschwundenen Manuskripte oder Eingriffe ins Spiel gewollt waren oder Unsicherheiten überspielten, war nicht immer gleich herauszufinden. Es schadete der Spannung nicht.

Für die Technik waren Moritz Stöttner und Derek Strotmeier zuständig, die Musik unterstrich das teils chaotische Geschehen bestens.

Der Humor kam an diesem Abend der Liebeswirren nicht zu kurz. Kobolde trieben ihr Unwesen, schelmisch grinsend und immer zu einem Schabernack aufgelegt. Nette Regieeinfälle, wie ein Bravo-Poster als Symbol für weibliche Schönheit, brachten die etwa 60 überwiegend jugendlichen Zuschauer immer wieder zum Lachen. So machen die alten Dramatiker Spaß, fanden sie. Das Ende war dann wieder ganz klassisch: "Give me your hands, if we are friends, and Robin shall restore amends." (in der Übersetzung von August Wilhelm Schlegel: Nun gute Nacht! Das Spiel zu enden, Begrüßt und mit gewognen Händen!) Es gefiel allen, wie der Beifall zeigte.