Aufruhr im Mühlenweiher

Ibbenbürener Volkszeitung vom 16. Juni 2012

Ibbenbüren. Das Gellen der Glocke ist verklungen, die Lichter im Saal erloschen. Auch die Kinder im Publikum, die sich vor wenigen Sekunden noch aufgeregt unterhielten, sind mit einem Mal mucksmäuschenstill. Der Vorhang öffnet sich. Vor ihnen tut sich eine fantastische Unterwasserwelt mit illustren Bewohnern auf, die nicht nur die Jungen und Mädchen, sondern auch die begleitenden Erwachsenen in ihren Bann ziehen.

Am Donnerstag zeigte das Quasi-So-Theater in der Schauburg erstmals das eigens inszenierte Stück „Der kleine Wassermann“ nach dem gleichnamigen Kinderbuch-Klassiker von Otfried Preußler. In seinem ikonischen Outfit, bestehend aus roter Zipfelmütze, grüner Weste und gelben Stiefeln, macht der namensgebende Held Bekanntschaft mit den bunten Bewohnern des Mühlenweihers. Darunter sind etwa der schottische Hochlandkarpfen Cyprinus, die zerstreuten Forellendamen Gwen und Rose, und die streitsüchtigen Miesmuscheln Kalypso und Calimero. Und dann ist da noch das ominöse Neunauge, über das die Flussbewohner allerlei Schreckliches zu berichten wissen. Ob die Geschichten wohl stimmen? Das soll der kleine Wassermann bald am eigenen Leib erfahren.

Imke Strothmann inszeniert hier mit viel Liebe zum Detail ein Kinderstück über Freundschaft und Akzeptanz, das vor allem durch sein farbenfrohes Bühnen- und Kostümdesign brilliert. Doch auch Licht und Musik werden geschickt eingesetzt. Wird der Weiher mit seinen Wasserpflanzen, Felsen und Muscheln für gewöhnlich durch einladendes Licht erhellt, so ändert sich dies schlagartig, wenn in der Nacht das Neunauge umgeht. Bedrohliche Musik erklingt. Als auch noch die Bühne in ein dunkelblaues Zwielicht getaucht wird, stockt den Kindern der Atem.

„Das Neunauge ist gruselig“, bestätigt die siebenjährige Emily nach dem ersten Auftritt des vermeintlichen Bösewichts. Doch absoluter Star der Show ist und bleibt für die Kinder der kleine Wassermann. „Der ist so lustig,“ findet Luisa (6). Aber auch die Forellen und alle anderen Wasserbewohner haben ihr gut gefallen. Schauspieler sowie Regisseurin zeigen sich ebenfalls begeistert.

„Das war eine Glanzleistung. Es war schön, euch zuzusehen“, lobt Imke Strothmann die Darsteller nach der Aufführung. Sie ist nicht nur die Regisseurin, sondern wirkt auch an Technik, Licht und Bühnenbild mit. Klemens Hergemöller, der Cyprinus, den Karpfen, spielt, genießt die Arbeit mit dem gemischten Ensemble aus jungen und älteren Darstellern, Veteranen und Neulingen. „Man gibt sich gegenseitig Impulse, Ideen.“ Davon profitiere am Ende das Stück. „Wir konnten unsere Botschaft rüberbringen“, pflichtet Strothmann bei. „Und auch das Publikum hatte sichtlich Spaß.“