Groteskes Spiel um Adolf Hitlers Verwandlung in einen Massenmörder

Ibbenbürener Volkszeitung vom 24. Januar 2013

Intensive Probenarbeiten laufen derzeit in der Schauburg, der Spielstätte des Quasi So-Theaters. Aufmerksam beobachtet Regisseur Klemens Hergemöller seine Ensemblemitglieder, gibt Hinweise zum Treppensteigen oder korrigiert den Faltenwurf eines Mantels. Zehn Tage vor der Premiere am 6. Februar muss Regieassistent Florian Pletz nur noch selten mit einem Stichwort aushelfen, die Szenen werden flüssig durchgespielt. Auf der Bühne entwickelt sich ein absurdes Spiel um den herzensguten Juden Schlomo Herzl und Adolf Hitler. Auf dem Programmzettel steht "Mein Kampf" von George Tabori. "Seit 15 Jahren habe ich mir schon gewünscht, dieses Stück zu inszenieren", gibt Hergemöller zu. Er habe großartige Schauspieler dafür gefunden, freute er sich.

Der Theatermacher ist sich sicher, dass sich das Publikum die Frage stellen wird: "Darf man über Hitler und den Holocaust lachen?". "Tabori ist ein anerkannter Dramaturg, man darf darüber lachen", findet Klemens Hergemöller. Tabori selbst formulierte es so: Humor ist ein Lebensweg und hat sehr viel mit Toleranz zu tun... manchmal ist er die Heiterkeit der Verzweiflung". Das Stück "Mein Kampf" ist eine Groteske über Adolf Hitler, der von Braunau am Inn nach Wien kam, um sich dort an der Akademie der bildenden Künste als Kunstmaler zu bewerben. Hitler (André Rulofs) mietet sich in einer heruntergekommenen Pension ein und trifft dort auf den jüdischen Buchhändler Schlomo Herzl (Ansgar Kuper) und den arbeitslosen Koch Lobkowitz (Stefan König). In weiteren Rollen sind Nicola Niemeyer (Gretchen), Marjorie Hagenbeck (Frau Tod) und Peter Tombrink (Himmlischt) zu sehen.

Die Verwandlung des unbegabten Bewerbers um ein Kunststudium in den Demagogen und Massenmörder schilderte Tabori in einem scharfen Ton, dessen Sarkasmus die Ibbenbürener Inszenierung aufnimmt. Auf ein allzu realistisches Zeitkolorit und "jüdische" Gesichter verzichtet Hergemöller. "Es geht nur um die Figuren, Querverbindungen zu den historischen Abläufen soll das Publikum selbst herstellen", betont er. Das wird nicht schwerfallen, denn Taboris Text bietet zahlreiche Anhaltspunkte für die Einordnung.