Hinreißende Premiere von „Im Weißen Rößl“

Ein Alpenidyll mit Bergbahn und Vogelgezwitscher empfing die Zuschauer am Donnerstag in der Schauburg. Damit feierte das Quasi-So-Theater eine hinreißende Premiere der Revue-Operette „Im Weißen Rößl".

IBBENBÜREN. Ein Alpenidyll mit Bergbahn und Vogelgezwitscher empfing die Zuschauer am Donnerstag in der Schauburg. Damit feierte das Quasi-So-Theater eine hinreißende Premiere der Revue-Operette „Im Weißen Rößl“ (Regie und Bühnenbild: Klemens Hergemöller und Imke Strothmann). Stilecht muhte eine Kuh am Ufer des Wolfgangsees, und der Haushund des berühmten Hotels „Zum Weißen Rößl“ schien bei jedem Besucher anzuschlagen. Selbst der Hahn auf dem Dach des Hauses fehlte nicht, sein Krähen kündigte jeden neu anbrechenden Tag an.

(c) IVZ, Foto: Heinrich Weßling
Die alte Komödie um Geld, Sex und Tourismus ist seit Jahrzehnten aktuell, aber nur selten hat man sie so pfiffig, so spritzig aufgeführt gesehen, wie jetzt. Das Publikum war von der Aufführung des Quasi-So-Theaters begeistert.

Es waren solche und tausend weitere liebevolle Details, die sofort eine österreichische Ferienstimmung von anno dazumal aufkommen ließen. Selbst das „Orchester“ (Musikalische Leitung und Einstudierung: Matthias Lahrmann / Enrico Pohle) war mit leuchtend gelben Schutzhelmen in einer Art Berghöhle besonders originell platziert. So sprang der Funke der berauschenden Musik, des draufgängerischen Gesangs und des temporeichen, leidenschaftlichen Spiels doppelt schnell auf das Publikum über.

Stilechte Alphornbläser ließen keinen Zweifel aufkommen: Das Stück spielte in der „guten alten Zeit“. Gleichzeitig schuf eine extrem hektische Reisegruppe in modernen Regencapes aber auch die Verbindung zum Hier und Heute.

Die alte Komödie um Geld, Sex und Tourismus ist seit Jahrzehnten aktuell, aber nur selten hat man sie so pfiffig, so spritzig aufgeführt gesehen wie jetzt. Das Stück lebt von typisierten Rollen, welche die Schauspieltruppe ausnahmslos glänzend verkörperte. Die gestandene Wirtin Josepha Vogelhuber (Kaari Krueger) im feschen Dirndl (Kostüme: Ute Stöttner) und ihr Zahlkellner Leopold (Manfred Hagemann) mit köstlicher Halbglatze (Perücken: Stefan Becks) stecken den Rahmen der Idylle ab.

(c) IVZDoch schon bald wird die österreichische Heimatseligkeit mit der Berliner Geschäftswelt konfrontiert und die Gegensätze prasseln nur so aufeinander. Die (hier feminin besetzte) Fabrikantenrolle der Wilhelm/ine Giesecke (Nina Wierzbitza) zieht einfach alle Register des Berliner Temperaments. Ihr steht der geschliffene, stets geschickt agierende Rechtsanwalt Dr. Otto Siedler (Uwe Heynemeier) gegenüber, der – um die Komödie auf die Spitze zu treiben – um Gieseckes Tochter Ottilie wirbt. Aber auch die nicht ganz so tragenden Rollen (Kathrin Borchelt, Jens Heeger, Sebastian Horstmann, Ansgar Kuper, Dennis Rohling, Manuela Schmiemann) singen und spielen mit ihren präzise gesetzten Pointen ganz vorzüglich.

Ein Schuss Gesellschaftskritik und ebenso viel Klamauk ergaben eine überzeugende, vom Publikum begeistert aufgenommene Mischung. So freuten sich die jüngeren wie die älteren Hörer im „Luxuscoupé“ immer wieder über Situationskomik und die zahllosen beschwingten Melodien wie zum Beispiel: „Im Salzkammergut“, „Was kann der Sigismund dafür“, „Zuschau’n kann ich nicht“, „Die ganze Welt ist himmelblau“ und viele mehr.

Am Schluss konnte man nur der sich stets wiederholenden Äußerung des Kaisers zustimmen: „Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut!“.

Aufführungen bis zum 3. November. Tickets unter www.quasiso.de, im Q-Punkt, bei der Tourist-Info und an der Abendkasse, ab 17,50 Euro (zehn Euro ermäßigt für Schüler und Studenten bis 25): Dinner- bzw. Brunchvorstellung am 2. November (20 Uhr) und am 3. November (11 Uhr).

von Sunhild Salaschek - Ibbenbürener Volkszeitung vom 28.09.2013