Wenn nicht nur die Sterne verrückt spielen

 „Astro Lola“ feiert mit Budenzauber und Voodoo-Kult Premiere

Von Brigitte Striehn. Beste Unterhaltung mit einem gewitzten Blick auf die Realität erlebten am Donnerstag etwa 130 Besucher der magischen Komödie „Astro Lola - Sterne lügen nicht!“ von Frank-Lorenz Engel in der Schauburg.

Bei der Premiere des QuasiSo-Theaters bewies das bestens aufgelegte Ensemble in einem pointenreichen Lustspiel Sinn für Ironie und ein wenig Klamauk. Das Publikum amüsierte sich köstlich, als ernsthafte Wissenschaftler einen wilden Voodoo-Zauber entfachten, sich bizarre Federkronen aufsetzten, die Brust mit einer grünen Paste aus getrockneten Hahnenkämmen bestrichen und „Djuwu sobam matawu“ rufend einen ausgelassenen Tanz aufführten. Doch wie konnte es dazu kommen? Natürlich lagen dem turbulenten Geschehen Verwechslungen zugrunde, wie sie in Burlesken - so die Bezeichnung des Autors für sein Stück - häufig vorkommen.

Professor Dr. Lothar Allaun (Toni Röhrig) hat sein ganzes Leben der Erforschung der Gestirne gewidmet und steht nun kurz vor der Pensionierung. Für die Entdeckung der Uranus-Monde Titus und Andronicus soll er gar den Nobelpreis bekommen. Charlotte Allaun (Marjorie Hagenbeck) verbirgt vor ihrem Ehemann ein Geheimnis. Während er seiner Arbeit nachgeht, verteilt sie Runen, Kerzen, Muscheln und eine leuchtende Glaskugel in der Wohnung. Für ihre esoterischen Dienste - Astrologie, Lebensberatung, Pendeln, Karten, Muschel- und Runenlesen - lässt sich „Lola Alraune“ fürstlich entlohnen. Zu ihren Stammkunden gehört ein durchgeknallter Opernstar (Ansgar Kuper/Yvonne Grüner), der mit seinen Gesangspartnern zwar bezüglich der Sternzeichen völlig danebenliegt, dafür aber auf der emotionalen Ebene hervorragend harmoniert. Mit überzogenem Divengehabe strapazieren beide Darsteller die Lachmuskeln. Lola verdreht genervt die Augen, wenn ihre Klienten allzu sehr auf ihren Hokuspokus abfahren, denn sie will eigentlich dazu ermuntern, das Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Professor Allauns Assistent und designierter Nachfolger Dr. Thomas Marx (Kevin Cichy) versucht, seiner Ehe mittels eines Liebestranks neuen Schwung zu verleihen. Sein „Rübchen“ Isabelle (Melanie Süverling) steigt allerdings nach dem Genuss des Gebräus liebestoll dem Professor hinterher. Die ehrgeizige Gesellschaftskolumnistin will ihn zudem in ihrer Sendung „Lauwarm“ (oder war es „Brandheiß“?) interviewen und verfolgt ihn auf Schritt und Tritt. Damit wirft das Stück auch einen kritischen Blick auf die unstillbare Gier der Medien nach Sensationen.

Das Bühnenbild von Imke Strothmann - ein gediegen eingerichtetes Zimmer - bildete den passenden Rahmen für stilvolle Abendessen oder den Voodoo-Tanz. Wunderbar eingesetzte Requisiten, wie der Glitzerregen nach dem Genuss des Liebestranks oder die schwebenden Figuren am Schluss sorgten für manches „Ah und Oh“. Ein herrlicher Spaß, bei dem die Schauspieler mit gekonntem Minenspiel und körperlichem Einsatz den Übermut der Handlung voll ausreizten. Das Ensemble wird von Harry James (Norbert Tenberg) vervollständigt. Er war meist damit beschäftigt, pedantisch die Wohnung aufzuräumen, machte aber auch als Kameramann eine gute Figur.

Die überzeugenden Darsteller wurden von den Zuschauern mit langem Beifall und Bravo-Rufen belohnt. „Das war super, besonders die ausdrucksvollen Schauspieler“, meinte Kerstin Eckholt aus Bissendorf, die auch gern selbst mal in ein Horoskop schielt. Die künstlerische Leitung lag in den Händen von Ute Stöttner, unterstützt wurde sie von Regieassistentin Nicole Walter. Die Schülerin des Berufskollegs im Bereich Gestaltung kam durch ein Praktikum zum QuasiSo-Theater und hat schon öfters vor oder hinter der Bühne in Produktionen mitgewirkt.

Ibbenbürener Volkszeitung vom 06.03.2018