B?hnenerfahrung: "Wer sch?n singen will, muss leiden"

Ibbenb?rener Volkszeitung 11. September 2006

Antje Kahle. Ibbenb?ren. "Wer sch?n singen will, muss leiden." Rainer M?ller spricht's und rei?t das Pflaster mitsamt Mikrofon von Dieter M?llers b?rtiger Wange. Dieser verzieht das Gesicht: "Muss das sein?" Und als ob die "Qualen" durch die moderne Technik noch nicht genug seien, muss M?ller sich von Ulla Dorenkamp auch noch anh?ren, dass seine Liebesschw?re nicht eindringlich genug r?berkommen. "Nein, so richtig ?berzeugend war das noch nicht", ruft ihm dann auch Rolf Jan?en-M?ller aus dem Orchestergraben zu. Bei den Proben zum Musical "Anatevka" des Quasi So-Theaters Ibbenb?ren geht es trotz aller Kritik noch recht locker und bisweilen lustig zu. "Dieter muss viel aushalten. Aber er spielt ja auch die Hauptrolle", erkl?rt Regisseurin Ulla Dorenkamp und blickt ihren Darsteller vers?hnlich an.

Seit Ende Mai laufen die Vorbereitung f?r das Jubil?umsst?ck, welches anl?sslich des 30-j?hrigen Bestehens des Ibbenb?rener Laientheaters am 20. September im B?rgerhaus Premiere feiern soll. "Wir befinden uns in der hei?en Phase", sagt Ulla Dorenkamp mit einem L?cheln. "Kochend" werde es ab Ende der Woche: Wenn sie und Rolf Jan?en-M?ller, musikalischer Leiter des Projektes, zur Probe rufen, m?ssen insgesamt ?ber 100 Schauspieler, Musiker und Techniker unter einen Hut gebracht werden.

Zwei von ihnen sind Anna Doris Capitelli (14) aus Ibbenb?ren und Annika E?lage (18) aus Mettingen. Sie spielen zwei T?chter des armen Milchmanns Tevje. W?hrend die beiden auf der B?hne singend ?berlegen, welchen Mann ihnen Heiratsvermittlerin Jente wohl an die Seite stellen wird, gibt es Unruhe im Orchestergraben. "Ruhe! H?rt auf zu quatschen. Ich kann so nicht arbeiten", entf?hrt es Rolf Jan?en-M?ller. Etwas ungehalten h?mmert er mit seinem Taktstock auf das Notenpult und ruft die jungen Musiker zur Ordnung. "Nochmal", lautet dann das Kommando f?r die M?dchen auf der B?hne und die nun artigen Musiker.

Und dann muss auch Dieter M?ller alias Tevje wieder auf die B?hne, seiner Frau Golde, gespielt von Ingeborg Grau, endlich eine richtige Liebeserkl?rung machen. "Das mag er gar nicht", verr?t Ingeborg Grau und schmunzelt. Die beiden wirken auch ohne Text und Musik wie ein altes Ehepaar. Neckereien inklusive. M?ller kommt aus Warendorf und ist einer der wenigen ausw?rtigen Schauspieler. "Alle anderen kommen aus Ibbenb?ren und Umgebung", berichtet Ulla Dorenkamp.

Ihr ist die Freude dar?ber, dass nach neun Jahren erneut das Musical von Joseph Stein, Jerry Bock und Sheldon Harnick mit dem Originaltitel "The Fiddler on the Roof" ?ber die heimische B?hne geht: "Die Musik ist einfach hinrei?end, das Musical hat einen durchaus ernsten Hintergrund, die Szenen sind aufregend und lebendig. Was will man mehr?" Alle Dinge, die Theater ausmachten, k?nnten mit "Anatevka" umgesetzt werden.

Etwas weiter hinten im noch leeren Zuschauerraum versucht Gregor Loebel sich auf seinen Auftritt als Fleischer Lazer Wolf vorzubereiten. Er hatte beim Casting Ende M?rz (wir berichteten) allen Mut zusammengenommen und sich f?r die Rolle des Tevje beworben. Mittlerweile sei er froh, dass er "nur" die kleine Rolle des Fleischers bekommen habe. Denn zwischen seinem jetzigen Wohnort Norden und Ibbenb?ren liegen immerhin fast 200 Kilometer, die f?r jeden Probentag zur?ckgelegt werden m?ssen. "Aber es lohnt sich", beteuert Gregor. "Die Leute sind sehr sympathisch und professionell. Einige habe ich in der kurzen Zeit schon sehr lieb gewonnen."