Rotzfreche gestalten machen Stimmung im M?rchenwald

Ibbenb?rener Volkszeitung vom 09. Dezember 2005

Cornelia Ruholl. Ibbenb?ren. Nicht nur Paul wird sich hinter die Ohren geschrieben haben, was der Gestiefelte Kater ihm schlie?lich sagt: "Jetzt wei?t du, dass M?rchen nicht langweilig sind!" Alle, die gestern die Premiere des Kinder-Musiktheaters "Mittemacht im M?rchenwald" im Ibbenb?rener B?rgerhaus miterlebten, sind sp?testens zutiefst davon ?berzeugt. Die kleinen Zuschauer waren so abgetaucht in die spannende Handlung, dass sie die Warnungen vor der sich n?hernden b?sen K?nigin (Ingeborg Grau) aufgeregt auf die B?hne riefen.

Es ist ein tolles St?ck, das Kai Dorenkamp und Anna Lefrnann schrieben, und das vom Quasi So-Theater unter der Regie von Ulla Dorenkamp und Robert Rickert bravour?s in Szene gesetzt wurde. Und das T?pfelchen auf dem i: Nicht nur wegen der heimischen Akteure ist es ein Ibbenb?rener St?ck. Das wird gleich zu Beginn deutlich, wenn die Protagonisten Paul (Joscha Oelgem?ller/ Tobias Schindler) und Lisa (Katja Zientek/ Ines Steinriede) im M?rchenwald vor dem Glaskasten stehen, an dem auf Knopfdruck eine mit scheppernde Stimme das M?rchen vom Gestiefelten Kater erz?hlt. Lisa will da gar nicht weg, im Gegensatz zu Paul, der M?rchen langweilig findet. Und so ist die besuchszeit bald zu Ende, das Ausgangstor verschlossen.

Lisa freut sich ?ber die Verl?ngerung, bis um Mittemacht pl?tzlich M?rchengestalten aus dem Dunkel des Waldes auftauchen und ein n?chtliches Treiben beginnen, von dem in keinem M?rchenbuch zu lesen ist. Und w?hrend die beiden dem Spuk gebannt zuschauen, packen unbemerkt zwei dunkle Gestalten das M?dchen und tragen es in Windeseile fort. Auf der Suche nach Lisa braucht Paul Verb?ndete. Derer findet er gleich Viere: Einer ist das Blitzgescheite und rotzfreche Rotk?ppchen (Frauke Lefmann), das die Herzen der Zuschauer im Sturm gewinnt und eher an Pippi Langstrumpf als an das kreuzbrave M?dchen aus Grimms M?rchen erinnert. Ein weiterer Freund wird der Wolf (Frank B?lter), der sich so sehr einen Freund w?nscht. Als solcher erweist sich auch der Gestiefelte Kater (Manuela Schmiemann/Siegfried Grau), der sein diplomatisches Geschick in die Waagschale wirft. Und schlie?lich hilft auch das immer m?de und doch so lebenshungrige Dornr?schen (Kathrin Borchelt), das zwar bildsch?n, aber au?er dem erweckenden Kuss, um den sie nicht nur Paul offenherzig bittet, nicht allzu viel im Kopf hat. Illustre M?rchenfiguren wie der Menschenfresser (Peter Tombrink), dessen Frau Frau (Imke Strothmann) und Kind (Max Jan?en-M?ller), die beiden tumben Schergen (Stefan K?nig/ Patrick Sohrt und Volker H?ntemeyer) oder auch der sch?ne aber depperte Spiegel (Bastiair Schallenberg) machen das St?ck liebenswert und bringen Farbe in die Handlung.

Das St?ck zieht alle Register. Die Charaktere gewinnen gegen?ber den Grimmschen Originalen, weil sie in Wesen und Sprache deutlich frecher und zeitgem??er daher kommen. Tolle Effekte und mitrei?end fr?hliche Musik (Band: Kai Dorenkamp, Rainer Gr?nebaum, Markus Setzer und Joachim Greve) sowie ideenreiche Kost?me (Begegnungszentrum f?r Ausl?nder und Deutsche, Ute St?ttner) tun ein ?briges. Allerliebst sind auch die knurrigen Zwerge (Marion Schr?ter, Christopher Schwarz, Leon Feldhaus, Larissa Feldhaus, Laura Feldhaus, Judith Rieping, Lea Etgeton, Mattes Albrecht, Lena Albrecht, Jens Heeger, Tobias St?ttner und Leonie Plaar), deren T?nze ebenso wie alle anderen Tanzparts von Claudia Agtemkamp und Anna Lefrnann choreografiert wurden. - Man muss es einfach gesehen haben.