Quasi So wagt sich an den Abgrund.

Ibbenb?rener Volkszeitung vom 07. Mai 2005

Ibbenb?ren. Mit seiner neuen Produktion "norway.today" betritt das Theater der VHS den schmalen Grad zwischen Leben und Tod. Hoch oben auf einer abgeschiedenen Klippe Norwegens treffen sich Julie und August, um in den Tod und das Vergessen zu springen. Doch was sich nach melancholischer Dramatik anh?rt, entpuppt sich als eine Suche nach Sinn und Wahrheit und Liebe zweier Jugendlicher, die weder krank noch depressiv sind, sondern einfach den ?berblick in einer sich immer schneller drehenden Welt verloren haben.

Die Schwierigkeit zwischen Fiktion und Realit?t unterscheiden zu k?nnen, verdeutlicht der Autor Igor Bauersima durch die Verschmelzung von klassischen Theatersequenzen und live gedrehten Filmelementen. So geschah es im November 2000 am D?sseldorfer Schauspielhaus, wo der schweizer Autor sein St?ck als Urauff?hrung selbst inszenierte. Seit dem durchwandert "norway.today" die Spielpl?ne des Landes und wurde 2001 bei den M?lheimer Theatertagen mit dem Publikumspreis ausgezeichnet.

Der Gebrauch von Kamera und Videobeamer wird nat?rlich auch in Ibbenb?ren beibehalten, so dass der Zuschauer ein spannendes Zusammenspiel von Film und Theater erwarten darf. Um die Illusion einer norwegischen Klippe erzeugen zu k?nnen, dient eine Schr?gb?hne als Ort des Geschehens, die sich nach hinten erhebt und so v?llig neue Spielm?glichkeiten bietet. Der Schlichtheit der B?hne wollen die Regisseure Peter Tombrink und Tim Sandweg die knallige Farbenpracht der konsumverw?hnten Darsteller entgegenstellen. ?berhaupt lebt dieses St?ck von Gegens?tzen. So ger?t die trendige, coole Julie (Verena L?cke), f?r die das Leben eine bombastische ?berf?tterung an M?glichkeiten ist, ausgerechnet an August(Paul Hohenhaus), einen verzagten Loosertypen, der von der Welt noch nichts gesehen hat. Gemeinsam ist beiden nur der Glaube an die scheinbare Realit?t, in der nichts z?hlt au?er den H?hen und Tiefen der Selbstinszenierung.

Doch wandeln sich beide im Angesicht ihres Gegen?bers und des Todes, so dass am Schluss ein vers?hnliches Ende mit der Realit?t steht, und das St?ck nicht nur zum Nachdenken anregt, sondern auch Optimismus verbreitet.