Nur schmaler Grat zwischen Ordnung und Chaos

Ibbenb?rener Volkszeitung vom 30. April 2004

Marianne Laun. Ibbenb?ren. Es ist wahrhaftig zum Verr?cktwerden! Da versucht man nach allen Regeln der Kunst eine perfekte Leistung abzuliefern und m?gliche Risiken auszuschalten, jeden Schritt und jeden Handgriff hat man festgelegt - und trotzdem geht alles schief! Alles M?gliche passiert einer nur mittelm??igen Theatertruppe, die ein St?ck auf die B?hne bringen will, aber nicht das, was der Regisseur beabsichtigt hat. Dass man nicht unbedingt alles so steuern und beeinflussen kann, wie man m?chte, zeigte das QUASI SO-Theater am Mittwoch in Ibbenb?ren bei seiner erfolgreichen Premiere zum St?ck "Der nackte Wahnsinn", bei dem Vladimir Egorov Regie f?hrte.

In dieser 1982 geschriebenen und ?u?erst geistreichen Farce des englischen Dramatikers Michael Frayn wird anhand eines Theaterst?cks im Theaterst?ck der Wahnsinn des t?glichen Lebens und der schmale Grat zwischen Ordnung und Chaos auf sehr intelligente und komische Weise aufgezeigt. Das St?ck zeigt verschiedene Stadien der Theaterarbeit in drei Akten mit allen Widrigkeiten und kleinen Betr?gereien, vor allem hinter der B?hne.

Bei der Premiere zu ihrem neuen St?ck konnte man allen Schauspielern die Freude am Spiel anmerken. Mit der Darstellung des v?llig desorientierten Ensembles, das verzweifelt und wenig erfolgreich bem?ht ist, den Regisseur zufrieden zu stellen, boten sie den Zuschauern zwei sehr am?sante Stunden. Die st?ndige Verwandlung der Schauspieler zu Schauspielern im St?ck selbst, die entsprechenden Texte und vor allem die erforderlichen sekundengenauen Aktionen und Reaktionen verlangen den Darstellern in schauspielerischer Hinsicht einiges an K?nnen ab. Beherrschung von Sprache und Stimme, Spontaneit?t und kom?diantisches Talent - bei diesem St?ck unbedingte Voraussetzungen f?r den Erfolg - bewiesen alle Darsteller. Auch die Besetzung der Rollen war insgesamt gut ?berlegt.

Hannelore Berk spielte der Rolle der Haush?lterin Dotty sehr souver?n und brachte eine gewisse Ruhe in die Hektik des St?cks. Ebenso ?berzeugend waren Imke Strothmann als hysterisches Dummchen Brooke, Rainer M?ller als unsicherer und etwas begriffsst?tziger Frederick und Patric Sohrt als Garry, dem Meister der unvollendeten S?tze. Durchaus glaubw?rdig pr?sentierten sich die auf Tratsch spezialisierte Belinda (Ilka Bergschneider), die ?berforderte und frustrierte Poppy (Franziska M?ller) und der junge Theaterinspizient Tim (Paul Hohenhaus), auf den der ehrgeizig-sarkastische Regisseur Lloyd (Marc Schmiedel) bei der Durchsetzung seiner Ziele keine R?cksicht ninmmt. Die Darstellung des alkoholkranken alternden Schauspielers Selsdon (Klemens Hergem?ller) erinnerte stark an James in "Dinner for One", aber Selsdon war - anders als James - stets sehr laut. Es h?tte dieser Figur gut getan, ein wenig leiser und weniger auf vordergr?ndige Wirkung hin gespielt zu werden.

Zu den zu dieser Farce geh?renden, reichlich auftretenden Problemen mit Texten, Requisiten, Auf- und Abg?ngen geh?ren naturgem?? Hektik und laute T?ne. Doch was auf einer gro?en B?hne vor einem gro?en Publikum eine gute Wirkung erzielt, kann auf einer kleinen B?hne auch unerw?nschte Konsequenzen haben. Die Unterteilung des B?rgerhauses in zwei Teile (einen f?r die Darsteller und einen f?r die Zuschauer) erzeugte zwar einerseits N?he und in gewisser Weise auch den Eindruck, unmittelbar am Geschehen teilzunehmen. Aber zuweilen h?tte man sich ein wenig mehr Abstand zu den Akteuren gew?nscht, besonders bei einigen Passagen, die durch vielfaches unvermitteltes Kreischen und zu starke ?bertreibungen gekennzeichnet waren. Insgesamt verbreitete das QUASI SO-Ensemble mit dieser Auff?hrung aber eine sehr gute Stimmung. Das Publikum zeigte sich begeistert und gab seiner Anerkennung mit langanhaltendem und wohlverdientem Beifall Ausdruck.