Neues Musical ist die Super-Herausforderung

Ibbenb?rener Anzeiger vom 09. Januar 2003

Dieter B?hre. Ibbenb?ren. "In einer Woche h?rt ihr von uns", sagt Ulla Dorenkamp. Vorbei sind 90 Minuten Nervosit?t, gefallen das Lampenfieber, feuchte H?nde werden wieder trocken. Das erste Casting f?r eine der wichtigsten Produktionen, die Quasi-So-Theater der Volkshochschule und Musikschule jemals auf die B?hne bringen werden, war gelaufen. Am vergangenen Sonntag stellten sich die ersten Bewerber um eine der Rollen im Musical "Lilian O'Leary" vor. Freier Vortrag, Songs aus dem Musical, Sprechgesang, alles war m?glich! Die Theatertruppe um Regisseurin Dorenkamp und Musikchef Rolf Jan?en-M?ller wird es sich bei der Besetzung nicht leicht machen. Viel steht auf dem Spiel: Mit "Lilian O'Leary" haben Quasi-So und Musikschule die Eintrittskarte zur B?hnenwelt der Profis in der Hand. Sie werden erstmals in der Ibbenb?rener Kulturgeschichte mit einer hausgemachten Inszenierung einen Theaterring der Stadt er?ffnen.

Autor und Komponist Kai Dorenkamp hat das St?ck noch nicht einmal komplett zu Papier gebracht, aber der Premierentermin steht schon. Quasi So - Das Theater der VHS und die Musikschule Ibbenb?ren bringen am 1. Oktober eine Welturauff?hrung auf die B?hne. Und: Das zwischen Mittelalter und M?rchen angesiedelte Musical sucht einen deutschsprachigen Untertitel, der Lust darauf machen soll, sich das St?ck anzusehen, ohne bereits allzu viel zu verraten.

Darum geht's: Malcolm O'Leary, K?nig von Irland, will zum 80. Geburtstag die Regierungsgesch?fte in j?ngere H?nde geben und das Reich unter seinen drei T?chtern aufteilen. Gleichzeitig will er sie, wie er es einst seiner verstorbenen Frau versprochen hat, an einem Tage an drei vornehme Verehrer verheiraten. Lilian, die j?ngste der T?chter, hat aber noch keine Lust zu heiraten und weigert sich. Ihr ist "Alles lieber als Liebe, weil die Liebe alles verg?llt!". Mit dem ihr zugedachten Freier Harold, der ebenfalls nicht heiraten will, weil sein Interesse allein dem Studium der Mathematik gilt, rei?t sie aus dem Schloss aus, um der drohenden Hochzeit zu entkommen.

Ihre ?lteren Schwestern und deren Verehrer haben sich im Vorgef?hl baldigen Reichtums bereits mit Schmuck und Juwelen eingedeckt, deshalb hohe Schulden und schmieden einen teuflischen Plan: Der alte K?nig soll im Teufelsmoor ausgesetzt werden, dann wollen sie die Macht an sich rei?en. Lilian, Harold und der Hofnarr, der von Lilians Schwester vor die T?r gesetzt wurde, ziehen gemeinsam durch das Land, als sie durch einen Zufall vom Plan der Verschw?rer erfahren. K?nnen sie die Intrige verhindern?

Irgendwie war das Casting in der Musikschule ja doch so etwas wie ein gro?es Familientreffen, man kannte sich: Herbert B?rger war da, er bekommt die Rolle des K?nigs, Nina Wesselmann und Juliane Schenk sangen hingebungsvoll und professionell, Radulf Beuleke hat es erneut aus Tecklenburg nach Ibbenb?ren gelockt, alles b?hnenerfahrene Semi-Profis. Dazu einige Anf?ngerrinnen, die die Lust aufs Theater in die Musikschule getrieben hat: Alexandra Golly aus Ibbenb?ren z?hlt zu ihnen. Die 15-J?hrige hat keine Noten mitgebracht, sie singt, einfach nur so, ohne Begleitung, "Lieder aus den Charts", sagt sie. Und sie macht ihre Sache gut, zum ersten Mal, bei einem Gesangscasting. Anna Lefmann und Christian M?ller sind dagegen ein bereits perfekt wirkendes Paar. Sie hat Ibbenb?rener Theaterg?nger hinl?nglich ?berzeugt, zuletzt im "Odysseus". Christians bewirbt sich mit seinem angenehmen sonoren Tenor um die Rolle des Harald, begleitet sich und Anna am Klavier. Christian studiert Gesang und Musical. Kristina Leugers war krank, sie wird sich sp?ter vorstellen, einige andere Interessenten reisen ebenfalls erst in einigen Tagen nach Ibbenb?ren. Die endg?ltige Besetzung steht also noch nicht.

Das ist f?r die M?nner und Frauen, die mit Herz und professioneller Emsigkeit die Inszenierung vorbereiten, kein Problem. Autor und Komponist Kai Dorenkamp hat ohnehin erst die H?lfte seiner Hausaufgaben gemacht, deshalb konnten Wolfgang Donnermeyer und Ulrich Wagner bisher auch nur einen Teil der Arrangements schreiben. Alles ist in Bewegung, viel ist m?glich, Musik und Texte k?nnten sogar noch f?r die Idealbesetzungen umgeschrieben und bearbeitet werden, eine Oktave tiefer oder h?her, alles geht. Tim Rikeit kann ohnehin erst sp?ter mit seinen B?hnenbildern beginnen und auch f?r den musikalischen Leiter Rolf Jan?en-M?ller bedeuten ein paar Wochen Verz?gerung keinen Stress. Den wird allerdings Ute St?ttner bekommen, die Kost?mbildnerin. Sie hat diesmal wieder den aufregendsten Part. Das Musik-M?rchen spielt im Mittelalter, mittelalterliche Hof-Herrschaften pflegten sich aufw?ndig zu gewanden und die Zahl der Mitwirkenden ist nicht klein. "Aber die Ute", sagt Ulla, "die hat jetzt schon strahlende Augen, je mehr Arbeit, desto strahlender!"