Wie bei einer Explosion: In "Creeps" entladen sich Rivalit?ten.

Ibbenb?rener Volkszeitung vom 18. Februar 2003

Wilm Froese. Ibbenb?ren. Da, wo sonst die M?ntel der Theaterbesucher h?ngen, sah es in der vergangenen Woche aus wie eine Mischung aus Fernsehstudio und Wartesaal. Scheinwerferbr?cken ?berall, eine Videoleinwand, eine Kamera, aber auf ein paar St?hlen, auf denen gerade niemand sitzt und wartet, liegen Jacken und Taschen. Hier probt das Quasi so - Theater der VHS sein neues St?ck "Creeps" von Lutz H?bner, mit dessen "Herz eines Boxers" die Amateurb?hne schon erfolgreich war. Premiere soll am Donnerstag, 20. Februar, eben in dieser Garderobe des B?rgerhauses sein.

So kurz vor Toresschluss haben die drei Schauspielerinnen Anna Lefmann, Susanne Scharbau und Franziska M?ller ihre Texte nat?rlich schon fehlerfrei eingepaukt. Ihr m?nnlicher Partner Klemens Hergem?ller hat es besser. Ihn wird das Publikum nicht sehen k?nnen, also kann er seine Passagen einfach ablesen. Seine Eins?tze sind pr?zise, und das m?ssen sie auch sein, denn er f?hrt, besser hetzt die M?dchen durch die Handlung. Die stellen drei Sch?lerinnen dar; die sich bei einem Fernsehsender Marke VIVA als Moderatorin einer Musiksendung f?r Jugendliche bewerben, die "Creeps" hei?en soll. Das hei?t in der Regel "G?nsehaut". Manchmal hei?t "Creeps" aber "Kotzbrocken", und beide ?bersetzungen zusammen lassen einiges erwarten. Ist die verklemmte Maren gemeint, die arrogante Lilly, die naive Petra oder gar der Castingleiter Arno? Ausschlie?en kann man nach der Beobachtung einer Durchlaufprobe in der vergangenen Woche, dass die beiden Regisseure die Creeps sein k?nnten. Henning Str?bbe und Peter Tombrink haben schon oft selbst auf der B?hne gestanden. Deshalb ist bei ihrer ersten Regiearbeit die Solidarit?t mit den Mimen viel zu gro?, um den Tyrannen herauszukehren.

Sie sitzen in echter Eintracht hinter ihrem Regietisch, der wohl schon als Schulpult Dienste getan hat, und beobachten freundlich und gespannt, was ihre Schauspieler von dem behalten haben, was in den Einzelproben ge?bt wurde. Sie greifen kein einziges Mal ein, selbst wenn die drei jungen Damen in ihren Sprechpausen an Spannung verlieren und nur auf das n?chste Stichwort zu warten scheinen: Auch an der Art der G?nge w?re noch zu feilen - dieses Bild ergab sich zumindestens noch in der vergangenen Woche. Da schien gelegentlich die Hauptsorge zu sein, von A nach B zu kommen, ohne ?ber den Text zu stolpern. Genau wie im richtigen Theater eine Woche vor der Premiere. So entstanden etwa auch noch keine spannungsgeladenen Bilder, optisch ausdrucksstarke Konstellationen zwischen den drei Kontrahentinnen.

Aber in den schon eingespielten Szenen, wenn eine oder zwei der angehenden Moderatorinnen sich pr?sentieren oder wenn die Rivalit?ten sich entladen, da explodierten die drei f?rmlich.

So kann man nun also sicher sein, dass sich das Drumherum in den verbleibenden Tagen verdichtet hat. Dazu werden ein dann fertiges B?hnenbild beitragen, die Videoeinblendungen, die gesamte Spannung einer Auff?hrung vor einem Publikum, das greifbar vor den Schauspielerinnen sitzen wird.