Publikum darf sich in den Nessel setzen

Ibbenb?rener Volkszeitung vom 09. April 1999

geb. Ibbenb?ren. Mit knallrotem Luftballon in Form eines Herzens (oder sonstiger wichtiger K?rperteile) auf dem Plakat benennt das QUASI SO-Theater bereits die doppelb?digen Inhalte seiner neuesten Produktion: Woody Allens "Mittsommernachts-Sexkom?die" (Auff?hrungen sollen am 14., 17., 18., 23., 24., 25. April um 20 Uhr im B?rgerhaus stattfinden).

Es geht also um Freud und Leid der Lebenspumpe und eben um Sex. Das n?tigt jungen Schauspielern allerhand am freiz?gigem Spiel ab, das jedoch bei allen kom?diantischen Turbulenzen und Beachtung der verspottenden Selbstironie Woody Allens die Ebene der selbstbewussten, hartn?ckigen Suche des amerikanischen Erfolgsautors nach Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit und Moral nicht aus dem Auge verlieren darf.

Manfred Hagemann ?berl?sst es in seinem Deb?t als Regisseur mit aufmerksamer Ruhe und Detailliebe seinen Spielern, diese Balance selber herauszufinden, die Kom?die nicht zum Klamauk oder puren Sexst?cken verkommen zu lassen, sondern durch zur?ckhaltende Hinweise, Fragen, Ermunterungen, jeden einzelnen in und hinter seine Rolle treten zu lassen. Die Geschichte spielt in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts, ihr Inhalt ist so alt wie die Menschheit selbst: ein Paar aus der "besseren Gesellschaft" Adrian und Andrew Hobbs (Kathi Anlauf und Detlef Richter) tritt in virtuose Verwicklungen mit einem zweiten (Frauke Lefmann als Dulcy Ford und Udo Eickelmann als Maxwell Jordan) und bezieht in vergangene und k?nftige S?ndenf?lle ein weiteres Paar mit ein (Ariel Weymouth und Leopold Sturgis - gespielt von Imke Strothmann und Rainer M?ller).

In dem mit riesigen Nesselprospekten abgeh?ngten Foyer des B?rgerhauses erh?lt das kleine Publikum gewisse Einblicke in gewisse Probleme, die hinter Sprachwitz und Alltagsbanalit?ten auf den Zuh?rer warten und ihn bei allen bis in die Absurdit?t reichenden Fragestellungen nicht nur Woody Allen, sondern auch sich selbst suchen lassen.

Den Ibbenb?rener Regisseur hat es besonders gereizt, ein St?ck mit relativ wenigen Spielern zu erarbeiten, die Intensit?t der engen Auseinandersetzung mit dem Stoff, die vorgegebene Charakterwandlung der einzelnen zu verfolgen und neu zu definieren. Dass er Allens St?ck auf eine kleine B?hne zur?ckholte, diese (gemeinsam mit Rainer M?ller) sehr geschickt m?blierte, kommt der unausweichlichen Aussage des St?cks zugute. Seit Ende Januar arbeitet man mit Vergn?gen am Vergn?gen - vielversprechende Ergebnisse konnten sich beim Probenbesuch eine Woche vor der Premiere schon sehen lassen.