Zwischen Charme und Mordgelüsten - "Ladykillers" passen perfekt in die Schauburg

Ibbenbürener Volkszeitung vom 20. Februar 2010

Ibbenbüren. "Ladykillers", das Stück, das am Donnerstagabend beim Quasi So-Theater Premiere feierte, passt in
die "Schauburg", als wäre es für dies Ambiente geschrieben. Plüsch im Saal und auf der Bühne, liebenswürdige Details im Bühnenbild und im Foyer des alten Kinos.
Die Lady und ihr Killer: Ingeborg Grau und Michael Kneisel tragen die Handlung der Komödie. Und der Saal ebenso nostalgiebeladen wie das Stück nach dem berühmten Film von 1955, der damals bestimmt an gleicher Stelle über die Leinwand geflimmert ist.

Sich von dem Vorbild des Films zu lösen, war bestimmt schwer, aber notwendig, weil der Theatertext von 1983 es nicht tut, obwohl der verstaubte Charme nicht dauerhaft trägt. Die Autorinnen Elke Körver und Maria Kaleita straffen die Personenzahl, beschränken sich auf zwei Simultanspielflächen und machen aus einem Quintett ein Quartett. Aber sonst bleiben sie arg eng am Drehbuch vom William Rose. Ulla Dorenkamp und Robert Rickert inszenieren das Stück flüssig als leichte Unterhaltung, voll auf die Charaktere der Hauptrollen abgestimmt.
So ist man sehr erfreut, dass Ingeborg Grau die verschrobene Mrs. Margaret Wilberforce, an deren Naivität die finsteren Pläne von vier Gangstern abprallen, ganz ohne das überliebenswürdig-verständnislose Lächeln gestaltet. Sie zeichnet nahezu ein Psychogramm einer vereinsamten Frau am Rande der Altersstarre, die nur von Traditionen aufrecht gehalten wird.
Zu diesen gehört der Umgang mit dem Papagei Mr. Gordon, mit der Freundin Gwendolyn und mit der Polizei, vertreten durch Konstable Thompson. Bei Ingeborg Grau sind aber auch Denkweise und Haltung der englischen Oberschicht mehr als nur Erinnerungen. Das ist ein Korsett, aus dem sie sich trotz aller Gegenargumenten nicht befreien kann.
So ist sie einerseits zerfahren und verletzlich, andererseits stur wie ein britisches Nashorn. Auf beidem will ihr Gegenspieler, der angebliche "Professor Marcus" seinen Plan aufbauen. Da er sich letzten Endes täuscht, ist es richtig, wie Michael Kneisel den Professor immer eine Spur zu dick auftragen lässt, bei den Manieren, bei seinen Komplimenten und bei seinen Versuchen, Mrs. Wilberforce zu umgarnen. Dem steht die Sachlichkeit gegenüber, mit der er den Komplizen seine Pläne vermittelt.

Das Bühnenbild (Imke Strothmann und Rainer Möller), bestehend aus zwei schön möblierten Räumen, nebeneinander in verschiedene Ebenen, müsste ihm helfen, "oben" einen Hauch mehr Härte zu zeigen, die genügen würde, den aufbrausenden Gewaltverbrecher "Mr. Harvey" im Zaum zu halten. Randolf Gossens gibt den Harvey sperrig und kraftvoll, gekonnt unelegant. Als Gegenstück charmt sich Patric Sohrt als "Dr. Courtenay" in das Vertrauen der Lady. Das schafft auch die Distanz, die ihn später als ersten zum Verräter werden lässt.
Vierter im Bund ist "Knoxton" alias Pfannkuchen, ein verfressener Kraftprotz, der in Volker Hüntemeyers Darstellung richtig liebensert ist. Wenn er die Filmhandlung mit einem Streich durcheinander gebracht hätte, hätte man sich nicht gewundert. Tatsächlich läuft alles seinen Gang. Den halten weder die Freundin Gwendolyn, nun wirklich naiv in Marjorie Hagenbecks Version, noch der Polizist, den Frank Bülter mit guter Präsenz für die kleine Rolle als verbindlich und form-vollendet interpretiert.

Die Schlusspointe einer Krimikomödie verrät man nicht. Nur so viel: Es gab reichlich Beifall vom Publikum der gut besuchten, aber nicht ausverkauften Premiere.