Zwischen Liebe und Zickenkrieg

Zu Höchstleistungen sind die Schauspieler der Quasi-Jugend am Samstagabend in der Schauburg aufgelaufen. In dem Theaterstück "Raus aus Åmål" verkörperten insbesondere die Hauptdarstellerinnen überzeugend die für Jugendliche so typische Zerrissenheit.

"Hut ab vor diesem Ensemble!" Zu Höchstleistungen liefen die Schauspieler der Quasi-Jugend am Samstagabend auf. In dem Theaterstück "Raus aus Åmål", das nach dem Film des schwedischen Regisseurs und Schriftstellers Lukas Moodysson entstand, verkörperten insbesondere die der Darstellerinnen der 16- und 17-jährigen Hauptfiguren Elin, Agnes und Jessica überzeugend die für Jugendliche so typische Zerrissenheit.

Das Publikum durchlitt mit den drei Mädchen, die mit Elisabeth Schulte-Uebbing als Elin, Carmen-Lucy Hesselmann als Agnes und Jana Bergfeld als Elins ältere Schwester Jessica exzellent besetzt waren, das volle Programm der pubertären Suche nach sich selbst. Kommunikationsstörungen mit den Eltern, die erste Liebe und das erste Mal, Homosexualität, Zickenkrieg, Gewalt an anderen in Form von Mobbing und an sich selbst durch Ritzen waren ebenso inklusive wie das öde "Kaff" Åmål, das überall sein könnte. Eine Kleinstadt, in der sich die Jugendlichen zu Tode langweilen und aus der sie nicht herauskommen.
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Bis die beliebte, coole und sehr hübsche, aber auch ziemlich oberflächliche Elin und die in sich gekehrte, nachdenkliche Außenseiterin Agnes zueinander finden und sich auch zueinander bekennen, gilt es jede Menge Hindernisse zu meistern. Gar nicht so einfach ist es, die Sticheleien und verbalen Verletzungen von Jessica und ihrem Freund Marcus (Robert Ratert) zu überhören, das offensive Verhalten von Schulkameradin Victoria (Hannah Lepa) zu akzeptieren, die Sprachlosigkeit von Elins und Jessicas Mutter Birgitta (Inge Lüke) zu überspielen und die hilflosen Bemühungen von Agnes‘ Vater Olof (Manfred Hagemann) zu ertragen.

Wie diese Jugendlichen, die ihr Leben hassen, gar sterben wollen, miteinander und mit sich selber umgehen und reden, macht betroffen und jagt einem an einigen Stellen einen kalten Schauer über den Rücken. In anderen Szenen nimmt der Humor überhand und lässt das Publikum aufatmen und schmunzeln.

Das alles spielt vor und in einer Kulisse, die ständig zwischen Dunkelheit und gleißendem Licht wechselt und deren Umbau durch das Ensemble praktisch nebenbei über die Bühne geht. Das ungewöhnliche Liebespaar ist auch optisch ein Hingucker, Elin ist in knalliges Blau, Agnes in leuchtendes Rot gekleidet.

Schade, dass nur gut 50 Zuschauer die gelungene Premiere am Samstagabend erlebten, denn die Inszenierung unter der Regie von Tobias Stöttner und Johanna Jönsson war wirklich toll. Ein heikles Thema, mutig und offen angefasst und bearbeitet. Die Quasi-Jugend hat das klasse gemacht!

Mädchen und Jungen ab 13 und alle, die sich noch an die eigene Sturm- und Drangzeit erinnern, sollten sich das Stück unbedingt anschauen.