Fiese Flora

"mittendrin" im April 2005

Andre Hagel. Ibbenb?ren. Der B?hnenmeister wird einen Erleichterungsseufzer gen Himmel geschickt haben, als das Vorhaben ins Wasser fiel: Eigentlich hatte das QuasiSo-Theater in diesem Jahr die "Rocky Horror Show" auf die B?hne des Ibbenb?rener B?rgerhauses bringen wollen. Das h?tte ganze Schw?rme aus dem Himmel regnender Reisk?rner bedeutet, viel Nass, viel Tumult - wie es hei?t, war der B?hnenmeister tats?chlich alles andere als begeistert ob solcher Aussichten.

Allein, aus dem Vorhaben wurde nichts: "Wir haben die Rechte f?r eine Auff?hrung der ,Rocky Horror Show' nicht bekommen", sagt Robert Rickert, seines Zeichens QuasiSo-Regisseur. Rickert sieht's mehr als gelassen - denn mit dem in diesem Monat auf dem Spielplan stehenden Musical "Der kleine Horrorladen" hat das r?hrige Ibbenb?rener Theaterensemble eine echte Alternative zur "Rocky Horror Show" auf die B?rgerhausbretter gezaubert. ",Der kleine Horrorladen' ist ebenso freakig wie die ,Rocky Horror Show'" schmunzelt Robert Rickert in seinen beinahe harry-rowohltesken Rauschbart. Was wohl so viel bedeuten soll wie: Wartet's nur ab! Tats?chlich verspricht "Der kleine Horrorladen", der nach der Premiere am 28. M?rz und einer zweiten Auff?hrung am letzten M?rztag noch bis Ende April l?uft, eine Menge Tempo - was Rickert und seinen Ensemblekollegen nur recht ist: "In den vergangenen Jahren haben wir im Bereich Musical ja eher brave, auch schwerbl?tige Sachen gespielt", blickt Rickert, der gemeinsam mit seiner Kollegin Ulla Dorenkamp die Geschicke des QuasiSo-Theaters in k?nstlerischer Hinsicht leitet, zur?ck.

Schwerbl?tig geht es in "Der kleine Horrorladen" keinesfalls zu, blutig dagegen sehr wohl: In irgendeiner trostlosen US-amerikanischen Vorstadt betreibt Mr. Mushnik, ein so raffgieriger wie ?bellauniger Mensch, einen Blumenladen. Die Gesch?fte laufen so schlecht, wie Muffel Mushniks Stimmung ist. Eines Tages entdeckt Seymour, der sch?chterne und unbedarfte Angestellte Mushniks, eine ?beraus seltene Pflanze, die er in schmachtender Verehrung f?r seine Kollegin Audrey auf Audrey Zwo tauft. Die geheimnisvolle Pflanze sorgt f?r Schwung in der Story und wirtschaftlichen Aufschwung im Blumenladen, Mushniks Kasse kommt fortan aus dem Klingeln gar nicht mehr heraus - doch Audrey Zwo wird von einem Hunger beseelt, den nur menschlicher Lebenssaft stillen kann...

"Der kleine Horrorladen" ist die deutsche Version des schwarzhumorigen amerikanischen Musicals "Little Shop Of Horrors", das l?ngst zu einem Kultst?ck und -film geworden ist. Neben der vampirhaften Superpflanze Audrey Zwo, von der das QuasiSo-Team mehrere, unterschiedlich gro?e Modelle f?r die Auff?hrung angefertigt hat, erwarten den Zuschauer in der Ibbenb?rener Version von "Der kleine Horrorladen" vor allem gro?e Gef?hle und abgr?ndige Bosheit, wahre Liebe und brutalstm?gliche Zahnbehandlungsmethoden, Tod und Vers?hnung - und nicht zuletzt eine musikalische Mischung aus Swing, Rock, Pop, Tango und Salsa. "F?r uns war letztlich auch die Musik ein ausschlaggebender Grund f?r die Wahl dieses St?ckes", erl?utert Robert Rickert. "Sie ist vielseitig, fetzig, und unsere eigens zusammengestellte Horrorladen-Band kann diese unterschiedlichen Richtungen eindrucksvoll interpretieren", verspricht er den Zuschauern, die mehr als blo? etwas zu gucken haben sollen. Ob allerdings der B?hnenmeister tats?chlich inzwischen ruhiger schl?ft? Mit einer fiesen, blutr?nstigen Blume im Fundus? Man darf Zweifel hegen.