"Der kleine Horrorladen": Oft gespielt, aber selten so vergn?glich wie in Ibbenb?ren!

Quelle: http://www.musicals-unlimited.net vom 30. M?rz 2005

Claudia Bauer-P?schel. Ibbenb?ren. QUASI SO, das Theater der VHS Ibbenb?ren hat seinem Publikum am Ostermontag (28.03.2005) ein ganz spezielles "Osterei" pr?sentiert: Im B?rgerhaus Ibbenb?ren ging die zu Recht bejubelte Premiere von "Der kleine Horrorladen" ?ber die B?hne. "Der kleine Horrorladen" ist ein oft gespieltes Musical, und so k?nnte man vermuten, da? man in Ibbenb?ren einfach nur eine weitere, belanglose Auff?hrung des St?cks zu sehen bekommt - doch gefehlt! Das QUASI SO-Team hat sich f?r seine Produktion stark an der Filmversion orientiert, und bis auf kleine Schw?chen geht das Konzept voll auf.

Die Besetzung des St?cks macht so mancher Vollprofi-Produktion Konkurrenz. Imke Strothmann, Kristina Leugers und Manuela Schmiemann als Chrystal, Chiffon und Ronnette harmonieren stimmlich sehr gut miteinander, beweisen B?hnenpr?senz und kommentieren die Handlung pointiert. Eine reife Leistung! Volker H?ntemeyer wirkt in der Rolle des Blumenladenbesitzers Mr. Mushnik zwar ein wenig zu jung, verk?rpert seinen Part ansonsten aber souver?n. Leider kommt in der Ibbenb?rener Produktion (Inszenierung: Ulla Dorenkamp, Robert Rickert) nicht gut heraus, wie gemein Mushnik seinen Angestellten Seymour ausnutzt. Dies st?rker zu betonen h?tte Volker H?ntemeyers Rolle sicher noch mehr Gewicht verliehen. Rainer Gr?nebaum gibt Seymour nicht ganz so "trottelig" wie viele seiner Kollegen, ?berzeugt mit seiner Version aber dennoch rundum. Anna Lefmann ist optisch eine Idealbesetzung der Audrey. Aufgrund der vielen Parallelen der Inszenierung zum Film zieht man schnell (vielleicht unfaire) Vergleiche, und so vermi?t man bei Audreys "Jetzt hab' ich Seymour" ("Suddenly Seymour") die starke Beltstimme der Leinwand-Audrey Ellen Greene ein wenig. Ansonsten interpretiert Anna Lefmann ihre Rolle darstellerisch wie gesanglich sehr gut. Andre Lammert ist daf?r zust?ndig, Audrey II zum Leben zu erwecken; er bewegt die ?berdimensionale Pflanze. Da? dies ein schwei?treibender Job ist, sieht man ihm beim Schlu?applaus an; der Effekt ist die M?he aber auf jeden Fall wert!

Benjamin Withoff ist gleich doppelt besch?ftigt: Einerseits verk?rpert er den sadistischen Zahnarzt Orin Scrivello, andererseits leiht er Audrey II seine Stimme. Eine tolle Leistung, die ich bislang auch noch bei keiner anderen "Horrorladen"-Produktion erlebt habe, denn in der Regel werden zwei Darsteller/S?nger f?r die beiden Rollen eingesetzt! Als Orin gef?llt Benjamin Witthoff darstellerisch sehr gut und bringt viele Nuancen in die Rolle ein. Wenn es einen Kritikpunkt gibt, dann allenfalls sein leichtes L?cheln beim Singen, das ihn eine Spur zu nett wirken l??t. Gesanglich f?llt er die Rolle prima aus, und sich bei den Audrey II-Parts einmal nur auf Benjamin Witthoffs Stimme zu konzentrieren, ist eine echte Offenbarung. Von diesem jungen K?nstler wird man noch h?ren! Hervorzuheben ist auch Stefan K?nig, der als verr?ckter Radiomoderator Wink Wilkinson und als masochistischer Patient Arthur Denton auftritt. In der letzteren Rolle sorgt er f?r die heftigsten Lacher des Abends. Einfach herrlich!

"Der kleine Horrorladen" ist insgesamt sehr ausgewogen und gut besetzt. In weiteren Neben- und Ensemblerollen waren am Premierenabend zu sehen: Claudia Agternkamp (Moderatorin), Derek Strotmeier (Patient), Sarah Kipker (Schwester), Frank B?lter (Patrick Martin), Matthias Bachmann (Kameramann), Marc Temming, Birgit L?cke, Eva Bachmann und Matthias Bachmann (Reporter/Kunden/Leute in Downtown). F?r den richtigen musikalischen Drive sorgt eine f?nfk?pfige Band, bestehend aus Achim Erz (Drums), S?ren B?hme (E-Ba?), Tim Spohn (E-Gitarre), Ulrich Wagner und Kai Dorenkamp (Keyboards und Musikalische Leitung). F?r die gute Choreinstudierung zeichnet Eva Bachmann verantwortlich.

Extrem gelungen und einfallsreich sind B?hnenbild (Rainer M?ller, Imke Strothmann) und B?hnenausstattung (Franz-Josef G?dde, Jochen Sandweg) der Produktion: Mittels diverser Metallkonstruktionen wurden verschiedene Spielebenen geschaffen. Mushniks Blumenladen ist auch durch ein Metallger?st angedeutet. Vom Zuschauerraum f?hren zwei Rampen ?ber den (bei dieser Produktion nicht genutzten) Orchestergraben auf die B?hne; die gleich zu Beginn ("Skid Row") zum Einsatz kommen. Orins Zahnarztstuhl wird auf einer kleinen Hebeb?hne aus dem Orchestergraben nach oben gefahren. Die stetig wachsende Pflanze Audrey II wurde von Imke Strothmann beeindruckend auf die B?hne gebracht. Ein besonderes Highlight sind die vielen kleinen Audrey II-Ableger, die gegen Ende der Show Klappen in der Kulissenr?ckwand ?ffnen und den "Chor" zu "Mean Green Mother From Outer Space" bilden. Auch ansonsten ist die B?hne mit viel Liebe zum Detail ausgestattet.- F?r eine Produktion dieser Gr??enordnung wurde also viel Aufwand betrieben, der sich f?r den Zuschauer auszahlt!

Die Kost?me wurden von Ute St?ttner kreiert. Sie sind gut durchdacht und unterstreichen die Charaktere sehr sch?n. Harmonisch erg?nzt werden sie durch die Maske von Evelyn Book. F?r die Choreographie haben Kristina Leugers und Claudia Agternkamp gesorgt. Sie haben sich dabei von der Filmfassung inspirieren lassen und einige Sequenzen gekonnt f?r die B?hne adaptiert. Auch das gesamte Technik-Team (Aufsicht: Heiko B?chter, Leitung: Rainer M?ller) hat ganze Arbeit geleistet.

"Der kleine Horrorladen" wurde durchweg gut in Szene gesetzt, nur gegen Ende ger?t die Inszenierung ein wenig ins Straucheln. - Die Ibbenb?rener Fassung h?lt sich an das Filmende und nicht an die urspr?ngliche (B?hnen-)Version ohne Happy End (in der ?brigens der Titel "Mean Green Mother" nicht vorkommt). Im Film wie in der QUASI SO-Produktion rettet Seymour Audrey vor der gefr??igen Pflanze, t?tet "das Gem?se" durch einen Stromschlag, Audrey und Seymour heiraten und verwirklichen den Traum vom H?uschen im Gr?nen. Einen Twist bekommt die Handlung im Film noch einmal dadurch, da? zum Schlu? im Garten der beiden eine neue Audrey II heranw?chst...
In der Ibbenb?rener Inszenierung wurde diese Audrey II in den Brautstrau? eingearbeitet. - Und hier ist die Stelle, an der die Regie einen Fehler gemacht hat, weil diese wichtige Pointe an ihrer jetzigen Stelle untergeht. Dies sollte man noch korrigieren. (Wie ich h?rte, war die Szene urspr?nglich auch anders geplant.)

Ansonsten erwartet den Besucher des "Kleinen Horrorladens" ein sehr vergn?glicher Musicalabend, den das Theater der Volkshochschule Ibbenb?ren ziemlich ausgereift produziert hat. Die Premierenvorstellung erntete verdiente Standing Ovations, und das Publikum entlie? das "Horrorladen"-Ensemble nicht ohne Zugabe.