Odysseus mit einer Sprache wie Wind und Palmen

Ibbenb?rener Volkszeitung vom 04. Oktober 2002

Sunhild Salaschek. Ibbenb?ren. Auf einer raffiniert ins Foyer des B?rgerhauses eingebauten B?hne beteiligte sich das Ibbenb?rener Ensemble mit dieser Inszenierung am Figurentheater-Festival "unbewegt bewegt". Mit Menschen, Figuren und Masken unterhielt es die Besucher der ausverkauften Vorstellung auf h?chst am?sante Weise. Der Inhalt des griechischen Heldenepos nach Homer d?rfte dem Premierenpublikum in groben Z?gen bekannt gewesen sein. Er lie? sich aber auch im klug zusammengestellten Programmheft nachlesen.

Odysseus, der listenreiche Sieger im Trojanischen Krieg, muss manch spannendes und galantes Abenteuer bestehen, ehe ihm die G?tter die R?ckkehr in seine Heimat gew?hren. Er nimmt es mit der ehelichen Treue nicht ganz so genau wie seine sehns?chtig auf ihn wartende Frau Penelope. In der Neufassung von Quasi So (nach der Bearbeitung des "Theaters aus Bremen") knistert das von zahlreichen Liebesabenteuern bestimmte St?ck nur so vor Erotik.

Die verf?hrerischen Reize der ?berwiegend jungen Darstellerinnen kamen in den zauberhaften Kost?men (Ute St?ttner, Natalia Reilan) besonders gut zur Geltung. Freie leichte Melodien und Rhythmen von Akkordeon, Sousaphon, Gitarre und Schlagzeug (Musik: Kai Dorenkamp, Rainer Gr?nebaum, Robin V?lkert) sorgten f?r die passende Grundstimmung. Auch die k?nstlerische Gestaltung der Figurenwerkstatt und der Technik verfehlte nicht ihre Wirkung. So sind die Akteure hinter der B?hne fast ebenso zu bewundern wie die Spieler; ihre Namensliste ist sogar noch l?nger.

Derma?en gut ger?stet konnten sich vor allem die Frauen auf der B?hne ihrer Hauptaufgabe widmen, sch?n und begehrenswert zu sein. Mit liebreizenden, flie?enden Bewegungen und einschmeichelnder Stimme - einer Sprache wie Wind und Palmen - kamen die Damen dieser Hauptaufgabe nach. Kristina Leugers als Penelope vertiefte den m?rchenhaften Eindruck noch mit Gesang. Aber auch in den M?nnerrollen spiegelte sich lustvolles Lebensgef?hl, allen voran beim Titelhelden (Manfred Hagemann) und seinem ?rgsten Nebenbuhler (Rainer Gr?nebaum).

Nur die weise Magd (Ingeborg Grau), die Amme des Odysseus, unterliegt dieser emotionalen Atmosph?re nicht; sie steht Penelope f?rsorglich zur Seite. Ihre knappen, klugen Kommentare zweifeln am Edelmut des Helden und dem Happy-End der Geschichte.

Das Quasi So bedient sich aller erdenklicher Mittel des Figurentheaters, um die unterschiedlichen Realit?tsebenen und Bez?ge der einzelnen Abenteuer und der doppelten Rahmenhandlung zu verdeutlichen: Die Einf?hrung und die Schlussszene wird von zwei wundersch?nen Marionetten zelebriert; den Zyklopen, den ?berm?chtigen Halbgott, verk?rpert eine riesige Stabpuppe und in der Unterwelt begegnet Odysseus den Seelen der Verstorbenen in Form k?rperloser wei?er Masken. Die L?sung des Dramas zeigt ein lebensgro?es Schattenspiel. Das St?ck ist von antikem Einfallsreichtum ebenso gepr?gt, wie von kreativ persiflierenden Elementen. Die Schauspieler setzten diese Fr?hlichkeit gekonnt und ?u?erst lebhaft um. Mit nicht enden wollendem Beifall bedankten sich die Besucher f?r einen ?beraus prunkvollen, h?chst vergn?glichen Theaterabend.

Weitere Auff?hrungen sind heute und am 6., 11., 12. und 13. Oktober.