Quasi So-Theater gelang wieder ein guter Wurf

Ibbenb?rener Volkszeitung vom 19. April 2002

Wilm Froese. Ibbenb?ren. Wieder einen guten Wurf hat "Quasi So-Das Theater der VHS" mit "Ob so oder so" von Oliver Bukowski getan, das am Donnerstagabend in der Alten Sparkasse Premiere hatte. Etwa 60 Zuschauer lie?en sich in den Bann des spannenden Psychokampfes zwischen einer erfolgreichen, aber einsamen Frau in den Vierzigern und einem ?u?erlich coolen, innerlich zutiefst unsicheren Jugendlichen ziehen.

Der junge Mann, Nick, ist mit seiner neuen Freundin Mona in eine Wohnung eingedrungen, die angeblich seiner Mutter geh?rt. Aber die tats?chliche Besitzerin hat ihm aufgelauert und spielt nun Katz und Maus mit ihm. Die "Maus" aber kennt das Spiel auch und versteht es, die Rollen zu vertauschen. Nick gelingt es n?mlich, ihre Vorteile der ?berraschung, einer Pistole, und der Drohung mit der Polizei auszugleichen. Denn er wei? intime Details aus dem Leben der Frau, mit denen er sie in die Defensive dr?ngen kann. Mona, das junge M?dchen, bekommt von all dem nichts mit, weil die Frau auf Nicks L?ge eingeht und die Rolle der verschrobenen Mutter ?bernimmt.

Erst, als Mona gegangen ist, kommen die beiden anderen und kommt auch das St?ck zum Wesentlichen. Der erste Teil, in dem Nick und Mona zueinander und schlie?lich ins Bett finden, ist zwar ganz nett, frisch und stellenweise recht witzig, bringt aber dramaturgisch zu wenig.

Nur um die Ausgangssituation des zweiten Teils vorzubereiten, und um Nick vorzustellen, h?tten wenige Minuten ausgereicht. Leider behandelt die im zweiten Teil souver?ne Regie von Marc Schmiedel und Andrea Guhe hier einige Szenen zu stiefm?tterlich und l?sst Anke Jansen All?ren aus dem Kindertheater durchgehen, etwa als das M?dchen Hunger hat oder das herrliche Badezimmer schildert.

Noch schlimmer: Nur, um ein Ei verschwinden und vielleicht etwas Zeit vergehen zu lassen, bleibt die B?hne f?r mehr als 10 Sekunden leer. Hier m?sste noch nachgebessert werden, was auch Anke Jansen im Vergleich zu den beiden anderen Darstellern zu mehr Geweicht verhelfen w?rde. Henning Str?bbe und Martina Brune liefern n?mlich im Zusammenspiel eine beachtliche Leistung ab.

Str?bbes Nick geht weit ?ber den pubertierenden Jungen hinaus, den man dem Text entnehmen k?nnte. Das ist eine fast psychopathische Figur mit vielen Facetten, die Str?bbe mimisch, gestisch und in der Sprache bruchlos herausarbeitet. So sind er und Nick f?r Martina Brune und ihre Rolle gleichwertige Partner. Wie die Schicht der eiskalten und erfolgreichen Anlageberaterin langsam aufrei?t und darunter eine frustrierte Frau voller Sehns?chte zu Tage kommt, das ist sehenswert, besonders wenn Martina Brune die Versuche der Frau, die oberfl?chliche Sicherheit zur?ckzugewinnen, durch kleine Gesten und Nuancen im Gesicht und in der Sprache selbst hintertreibt.
Als schlie?lich beide sich dem anderen in einer Weise ge?ffnet haben, dass trotz des Altersunterschieds ein gl?ckliches Zusammenleben m?glich erscheint, spendet das Publikum voreilig Schlussapplaus. Den gibt es ein paar Minuten sp?ter, nachdem das Happy End doch noch scheitert, umso reichlicher und auch vollauf verdient.
Davon kann man sich am 21., 27. und 28. April jeweils um 20 Uhr selbst ?berzeugen.