Eine m?rchenhafte Auff?hrung

Ibbenb?rener Volkszeitung vom 19. September 2001

Das Musical "Der K?nig und ich" feierte am Mittwochabend Premiere im B?rgerhaus
Annette Kleinert. Ibbenb?ren. Quirlig buntes fern?stliches Leben aus dem Bilderbuch, das ist die Welt von "Der K?nig und Ich". In dem Musical von Richard Rodgers und Oskar Hammerstein trifft die westliche Kultur der Engl?nderin Anna auf die Pracht des alten Siam, das in starren Traditionen stehen geblieben ist. Hier trifft auch eine resolute, durchsetzungswillige Frau, die ihre Freiheit und Unabh?ngigkeit ?ber alles liebt, auf einen Mann, der sich als absoluter Herrscher und Gebieter ?ber sein Land sieht.

Die IVZ und das Quasi So-Theater der VHS pr?sentierten am Mittwoch im B?rgerhaus ein M?rchen nach einer wahren Begebenheit und mit aktuellem Stoff. Wie k?nnen Kulturen, die so unerbittlich aufeinander prallen, miteinander auskommen, ja sogar voneinander lernen? Wie k?nnen Arroganz, Verachtung und Misstrauen ?berwunden und Offenheit, Toleranz und Vertrauen entstehen? Die Geschichte von Anna und dem K?nig gibt die Antwort: Das Geheimnis liegt im Lernen. Vor dem Kennen steht das "Kennen-Lernen".

Wer wissbegierig ist, entwickelt zwangsl?ufig Offenheit f?r Neues und f?r andere Menschen. Die Charaktere von "Der K?nig und Ich" zeigen individuelle M?glichkeiten, die Kluft zwischen den Kulturen zu ?berwinden: Allen voran nat?rlich Anna, die mit ihrer Herzensw?rme und Geradlinigkeit ?berzeugt. Kristina Leugers spielte die Hauptrolle mit so viel Charme und Charisma, dass sie im Nu das Publikum mit ihren schauspielerischen F?higkeiten eroberte. Begeistert zeigte sich das B?rgerhaus-Publikum aber auch von ihrer tollen Stimme. Lady Thiang, die liebenswerte Hauptfrau des K?nigs, wei? mit Klugheit und G?te ihren Weg zu finden und vermittelt charmant zwischen den Kulturen.

Eva Bachmann als kluge First Lady mit klar akzentuierter, warmer und gut konturierter Gesangsstimme sang sich schnell in die Gunst der Ibbenb?rener. K?nig Mongkut, der Tyrann, der allm?hlich Einsichten in westliche, freiheitliche Denkweisen gewinnt, ger?t in ein Dilemma. Er erlebt seine Regierungspflichten als Last und B?rde, weil er die Diskrepanz zwischen souver?nem Wissen und verbohrtem Festhalten an starren Regeln nun hautnah erlebt.

Wie ein wissbegieriger Sch?ler macht er sich daran, so viel wie m?glich ?ber die Welt zu lernen und engagiert Anna, damit sie seine Frauen und Kinder in westlicher Kultur und der englischen Sprache unterrichtet. Marc Schmiedel erntete verdienten Extra-Applaus. Glaubw?rdig spielte er den teils charmant-naiven, teils erschreckend n?chternen Machtmenschen, der manchmal auch brutal vor sein Volk treten muss.

Schl?sselrollen fallen auch Annas Sohn Louis (Sascha Inderwisch) und dem siamesischen Thronfolger Chulalongkorn (Simon T?nies) zu, die das Verhalten der Erwachsenen aufmerksam beobachten und ihre eigenen Schlussfolgerungen daraus ziehen.
Die beiden Jungen spielten ihre Rollen mit Bravour durch den langen Abend. Auch die anderen Darsteller, Manfred Hagemann als finsterer Premierminister, Nina Wesselmann als Prinzessin Tuptim und Udo Eickelmann als Lun Tha sowie Herbert B?rger in der Rolle des Diplomaten Ramsay erhielten zu Recht lang anhaltenden Applaus. Der Frauen-Chor, die vielen Kinder auf der B?hne und die begeisternden T?nzerinnen verhalfen dem St?ck zu viel Glanz und dem Publikum zu einer wahrhaft m?rchenhaften Auff?hrung.

Im Orchestergraben wurden ebenso pr?chtige Leistungen geboten wie auf der B?hne: Rolf Jan?en-M?ller und die Musiker des Jugendsinfonieorchesters der Musikschule boten temperamentvolle Begleitung der Solisten und schwungvolle ?berg?nge.
Das Regieteam Ulla Dorenkamp und Robert Rickert bot wieder einmal eine gro?artige und ?berzeugende Bew?ltigung des Stoffes. In den schwierigen Massenszenen und in der Ausstattung zeigte sich ihre Meisterschaft: T?nzer, Priester, Hofdamen und Kinder waren exakt im Trippelschritt ?ber die B?hne zu f?hren, was eine ph?nomenale, authentische Wirkung hatte, die stilecht bis zum Einsatz der Umbau-Helfer war.