„Heather³“: Eine rabenschwarze Komödie

Ibbenbürener Volkszeitung vom 19.11.2021

von Brigitte Striehn. Ibbenbüren. Der Kultfilm „Heathers“ kam 1988 in die Kinos und sollte als Seitenhieb auf die amerikanische Gesellschaft verstanden werden. Erschreckend ist die Aktualität des Themas. Bis heute leiden junge Menschen unter Mobbing, dem Zwang zum „Perfekt-Aussehen-Müssen“ und Gewalt an Schulen wie auch in der Freizeit. Linda Hochstrate hat für das Ensemble der Quasi Jugend den Text zu „Heather³“ geschrieben.

Die rabenschwarze Komödie mit satirischen Anklängen und Thriller-Elementen bringt unübertroffen die Themen auf den Punkt und bietet den jungen Darstellern vielfältige Möglichkeiten, ihre Lust am Theaterspielen auszuleben. Während sich in einem Moment die Lachmuskeln verkrampfen, schießt dem Zuschauer in der nächsten Sekunde ein fürchterlicher Gedanke durch den Kopf: „Er wird doch nicht wirklich..?“ Doch, Jason Dean wird es tun, soviel sei verraten.

An der US-amerikanischen Westerburg Highschool gibt eine Mädchen-Clique den Ton an. Heather Chandler, Heather Duke und Heather McNamara sind genauso hübsch wie andere Mädchen im Teenageralter, aber sie haben zudem noch reiche Eltern. Daher halten sie sich für etwas Besseres und tyrannisieren ihre Mitschüler.

Als Veronica Sawyer neu an die Schule kommt, möchte sie unbedingt zu der allgemein beliebten Gruppe gehören. Sie fühlt sich außerdem zu dem mysteriösen Jason Dean hingezogen, der von allen nur J. D. genannt wird. Obwohl sie klug und eher introvertiert ist, genießt sie die Aufmerksamkeit durch ihre oberflächlichen Freundinnen. In dem Stück entsteht ein konkretes Abbild von Stigmatisierungen, die nicht nur in Schulen Menschen an den Rand der Gesellschaft drängen: Schwulsein, Gewichtsprobleme, Depressionen, Minderwertigkeitskomplexe.

Den Schauspielern gelang es unter der kundigen Führung von Regisseur Jasper Berger und Regieassistent Ollie von Gostomski, die Rollen detailverliebt zu gestalten und das Publikum mitzunehmen in die chaotische Welt des jugendlichen Wahnsinns mit einem Schuss Sozialkritik.

Eine Prügelei in Slow Motion-Technik war hervorragend gespielt, lange Monologe überzeugten mit Ausdruckskraft und selbst Nebenrollen waren hervorragend besetzt. Bühnenbild und Requisiten waren einfach und funktional, eine Schule ist nun mal kein Designerladen. Die Kostüme von Nicole Schumacher spiegelten die Mode der 1980er Jahre wider. Aufreizend chic sind die Heathers gekleidet, Veronica eher brav, Katy sportlich oder Tris punkig – mitunter mit einem ironischen Blick aus der heutigen Zeit.

Es war durch die coronabedingten Einschränkungen nicht leicht, das Stück nach mehrfachen Verschiebungen und notwendigen Neubesetzungen auf die Bühne zu bringen. Mit viel Herzblut und Zusammenhalt haben die Akteure es geschafft.

Die etwa 80 Premieren-Zuschauer sahen einen witzigen und nachdenklich machenden Theaterabend. Beifall im Stehen und Bravo-Rufe waren verdienter Lohn für das Durchhalten und regten sicher zum Weitermachen an.
 
Die nächsten Aufführungen in der Schauburg sind am 17. und 20. November jeweils um 20 Uhr, am 21. November um 16 Uhr sowie am 24., 26. und 27. November wieder um 20 Uhr.

Ibbenbürener Volkszeitung vom 19.11.2021