Die "C-Punkte" des Theaterspielens

Ibbenbürener Volkszeitung vom 16. September 2010

Ibbenbüren. Kreatives Chaos herrschte am vergangenen Wochenende in der alten Sparkasse Ibbenbüren. Denn die Jugendgruppe des Ibbenbürener „QUASI SO-Theaters“ hatte sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Innerhalb von nur zwei Tagen sollte ein rund fünfundvierzigminütiges Stück entstehen, das die (Laien-) Schauspieler am Sonntagnachmittag im „Märchenhaften Kaffeegarten“ bei „NaturaGart“ präsentierten. Die Herausforderung war groß und spätestens am letzten Probentag herrschte große Anspannung.


„Muss ich mir wirklich auch die Beine grün anmalen?“, fragt der kleine Wassermann, alias Kira-Lynn Steuter, während sich neben ihr die „Fische“ ein Auge auf die Stirn malen und der „Frosch“ seinen Kopf noch einmal mit Sicherheitsnadeln fixiert. Keine Diskussion, die Beine müssen grün sein. Die Kostüme sind nur eines von vielen Hindernissen, die die Darsteller an diesem Wochenende zu bewältigen haben. Denn während viele Teilnehmer schon ein paar Erfahrungen im Juli beim „QUASI Jugend Sommercamp“ gesammelt haben, gab es einige, denen die „wichtigsten Theaterregeln“ ganz neu waren.

Und so wurden alle, nachdem die Rollen in einem kleinen Casting vergeben wurden, beispielsweise über die große Bedeutung von "C-Punkten", zusätzlichen Spannungsmomenten auf der Bühne, aufgeklärt. Erst dann starteten die eigentlichen Probenarbeiten an den einzelnen Szenen.

"Ich spiele das lustige und etwas kindische Neunauge Cassiopeia", erzählte die 14-jährige Carmen Hesselmann. Sie ist, wie die meisten, mit ihrer Rolle zufrieden: "Das passt super zu mir." Inhaltlich gab es jedoch einige Fragen zu klären: Können Frösche und Karpfen sich wirklich lieben? Wie kann man als Fisch am besten eine Windel transportieren?

"Ihr seid doch alle verrückt", sagt "Karpfen" Bilal Mohamad dazu nur grinsend, bevor er sich wieder mit Eifer in die Probenarbeit stürzt, und versucht, sich in den verliebten Cyprinus einzufühlen.

"Will der Liebe Glück dich nicht verstehen, musst du alleine nach Hause gehen", beendet er nach einigen Minuten stolz seine Szene und erntet begeisterten Applaus von seinen Mitspielern. Die ihrerseits versuchten anschließend den Anforderungen rund um Mimik, Gestik und eine ganze Menge Text gerecht zu werden.

"Die Idee zu diesem Turbo-Theaterprojekt ist uns im vergangenen Jahr gekommen, als wir im Rahmen des "Märchenhaften Kaffeegartens 2009" angefragt wurden, ob wir etwas aufführen könnten", erzählt Organisator Tobias Stöttner. Da die Gruppe damals kein Stück im Köcher gehabt habe, studierten sie kurzerhand "Dornröschen" ein.

In diesem Jahr ist das Stück selbst geschrieben. Zusammen mit Tobias Schindler erarbeitete Tobias Stöttner den Text, das Drehbuch und die Regie. "Die Kürze der Zeit stellt ganz besondere Anforderungen an die Spielfassung, zum Beispiel eine möglichst gleichmäßige Verteilung der Rollen, damit die Szenen parrallel geprobt werden können", erklärt Tobias Schindler das Vorgehen.

Am Sonntagabend war es dann soweit. Auf einer idyllisch von Palmen umrandeten Bühne präsentierten die insgesamt zehn Schauspieler, zwischen elf und 17-Jahren, ihr Ergebnis. Und die Reaktionen hätten kaum besser ausfallen können. Nach dem Auftritt waren sich alle einig: "Es ist ein gelungener Abschluss und ein guter Lohn für die ganze Arbeit."

Der nächste Workshop der "QUASI Jugend" ist von Freitag 12. bis Sonntag 14. November. Thema ist "Musical". Wer Lust hat kann sich ab sofort in der Geschäftsstelle des QUASI SO-Theaters, Brunnenstraße 6 in Ibbenbüren, anmelden.