Die kleinen Missgeschicke:Quasi So-Theater spielt Bonnie und Clyde in der Ibbenbürener Schauburg
Ibbenbürener Volkszeitung vom 22. November 2011
Wenn zwei eine Bank ausrauben wollen, dann kann das bisweilen sehr lustig sein. Das bewies Samstagabend die ausverkaufte Premiere der Quasi-So-Komödie "Zwei wie Bonnie und Clyde" (Regie: Kathrin Heinen) auf der Studiobühne der Schauburg.
Ganz nah dran am Geschehen waren die in drei Sitzreihen im Halbkreis um den Bühnenbereich angeordneten Zuschauer, und gerade dies gewährleistete, dass der Funke von den beiden Akteuren - Marjorie Hagenbeck als Chantal und Toni Röhrig als Manni - auf das Publikum übersprang. Dazu kam, dass die beiden Darsteller mit quirligem Spiel und großer Überzeugungskraft die nötige Bühnenpräsenz aufbrachten, um anderthalb Stunden lang die Zuschauer mit einer Geschichte zu fesseln, die sich nur aus den Erzählungen des ungleichen Pärchens erschließt.
Manni und Chantal träumen vom großen Geld, das sie sich mit einem Banküberfall beschaffen wollen. Doch wir sehen sie nicht bei ihrer kriminellen Aktion, sondern in einem ausgedienten Schuhlager, das die beiden als Versteck nutzen. Dort stellen Manni, ein Kleinganove jenseits der besten Jahre, aber mit einem Hang zum Pläneschmieden, und seine Gefährtin Chantal, das alternde blonde Dummchen, ihren missglückten Überfall-Versuch nach, planen weitere Coups und leben Beziehungsprobleme aus.
Die Kulisse ist dabei denkbar einfach gehalten: Den Hintergrund bildet eine nicht ganz mannshohe Mauer aus Schuhkartons - einige davon sind zu kleinen Hügeln aufgetürmt -, dazu gibt es einen Tisch und zwei Stühle sowie Requisiten.
Da ist die kindlich-naive Chantal mit ihrer geradezu auf die Spitze getriebenen Begriffsstutzigkeit - von Manni kommentiert mit den Worten: "In deinem Kopf herrscht wirklich ein riesengroßes Vakuum". Sie selbst ist sich ihrer Dummheit jedoch in keiner Weise bewusst und auf die Nachfrage ihres Begleiters, ob sie denn alles verstanden habe, antwortet sie regelmäßig: "Klar, ich bin doch nicht blöd!" Zugleich ist Chantal eigentlich eine liebenswerte Person, die ihrem Manni treu ergeben ist, von einer Hochzeit in "Los Vegas" träumt und sich durch seine Wutausbrüche nicht aus der Ruhe bringen lässt. Manni dagegen wird von seinen Gefühlen beherrscht, reagiert immer wieder aufbrausend.
Die Komik der Geschichte ergibt sich aus den kleinen, menschlichen und daher gut nachvollziehbaren Missgeschicken, die dem Paar während der Handlungsdauer von vier Tagen in großer Zahl widerfahren - verwechselte Tüten, reißende Nylonstrümpfe und außerplanmäßige Pinkelpausen.
Auch wenn das Ende der von Sabine Misiorny und Tom Müller geschriebenen Komödie aufgrund seiner Vorhersehbarkeit nicht ganz überzeugt, ist das Stück insgesamt in seiner gelungenen Adaption durch das Quasi So-Theater sehenswert.
Leider ist nach der Premiere sowie einer weiteren Vorstellung am vergangenen Sonntag erst einmal Schluss mit "Zwei wie Bonnie und Clyde". Man wolle erst einmal den Erfolg des neuen Konzeptes der "Studiobühne" abwarten, außerdem sei der Spielplan für diese Saison schon sehr voll, erklärt das Quasi So-Theater. Eine Wiederholung sei aber durchaus denkbar, eventuell noch in dieser, ansonsten in der kommenden Spielsaison.