Caligula
Drama von Albert Camus
Premiere: 10. September 1998, B?rgerhaus Ibbenb?ren
Inhalt
Mit dem Tode seiner Schwester und Geliebten Drusilla (38 n.Chr.) erlebt der junge römische Kaiser Gaius Caligula, der bis dahin ein gerechter Regent gewesen ist, den Tod überhaupt: "Die Menschen sterben, und sind nicht glücklich." Das Leben scheint ihm als absurd, und jeder, der sich damit abfindet, als ein Lügner. Er will, dass "in der Wahrheit" dieser Erkenntnis gelebt wird und errichtet eine Herrschaft des Absurden, kraft der schrankenlosen Freiheit, die ihm als Kaiser gegeben ist. Symbol für das Absolute - die absolute Absurdität, die absolute Freiheit - ist der Mond, den er besitzen will. Er vergewaltigt und mordet, und je unterwürfiger sich die Menschen zeigen, desto mehr verachtet er sie. Gegen ihn stehen zwei Männer, die seine Gedanken verstehen, aber nicht verzeihen: der Dichter Scipio, für den der Tod nichts Absurdes, sondern ein Teil des Lebens ist, und der Patrizier Cherea, der leben und glücklich sein will: "...ich glaube, dass man weder das eine noch das andere kann, wenn man das Absurde auf die Spitze treibt." Als Caligula seine Geliebte Caesonia erdrosselt hat, erkennt er vor dem Spiegel: "Ich habe nicht den Weg eingeschlagen, den ich hätte einschlagen sollen. Meine Freiheit ist nicht die richtige." Die Verschwörer, Cherea an der Spitze, töten ihn.
Die Inszenierung
Irgendwo verwischen sich Grenzen. Realität - Fiktion - Sehnen - Hoffen - Enttäuschung - Verzweiflung - Liebe - Nähe - Distanz - Lüge - Wahrheit - EINSAMKEIT. Innerhalb dieses Labyrinths aus denk- und erlebbaren, in der Reihenfolge ihres Eintretens beliebigen Lebensverflechtungen geht ein Mensch verloren. Wo ist dieser Mensch? Nicht mehr hier und noch nicht dort. Womit verbringt er seine Zeit? Mit scheinbar sinn- und haltlosen Taten. Was treibt diesen Menschen? Die Hoffnung, schritthalten zu können, den Anschluss nicht zu verlieren, Wahrheiten zu finden. Welche Ziele verfolgt dieser Mensch? Sich und seiner Wahrheit treu bleiben zu können. Wodurch gewinnt dieser Mensch Halt ? Durch die Verifizierung seiner gefundenen Wahrheiten im Rahmen seiner Möglichkeiten. Was geschieht, wenn diese Möglichkeiten unendlich sind? Wo sind diese Wahrheiten angreifbar? Wer ist dieser Mensch? Caligula.
"Ich aber will, dass in der Wahrheit gelebt wird! Und ich habe die Mittel, die Menschen zu zwingen, in der Wahrheit zu leben." Caligula praktiziert seine Wahrheit im Vakuum der ihm gegebenen, absoluten Freiheit. Mit der selbstauferlegten Verpflichtung zur Konsequenz im Handeln erst erhebt das Handeln sich über perfide Willkür hinaus zum Experiment. Ein Versuch über Menschen. Seine Handlungen geraten zu Spiegelungen dessen, was ihm die Beobachtung seiner Umwelt als scheinbar gültiges Wertesystem vorgibt. Ent-Menschlichung durch Intoleranz, Feigheit und Selbstsüchtigkeit. Konformismus des Denkens. Versteinertes Beharren auf albernen Stati quo. "Ihr habt euren wahren Feind nicht erkannt. Ihr unterstellt Caligula kleinliche Beweggründe, dabei sind sie ausnahmslos erhaben...". Die Unfähigkeit, reine, wahre und ehrliche Emotionen frei und offen zu artikulieren, sowie das Verschanzen hinter Phrasen sind die Ziele seiner Attacken auf die erstarrten Konventionen seiner Umwelt. Der Grund dieser Attacken? Der Tod als traumatisches Erlebnis. Das Erleben absoluter Einsamkeit inmitten zahlreicher Menschen. Die Erkenntnis, dass das Interesse seiner Umwelt nicht ihm als Menschen, sondern ausschließlich seiner Funktion als Herrscher dient. Das Handeln ein Aufschrei, ein Hilferuf?
Das Experiment scheitert. Caligula steckt im Nirgendwo. Er erreicht nicht die, nach denen er strebt, er verliert die, die bei ihm sind. Die Konsequenz verlangt nun seinen Tod.
Besetzungsliste
Caligula |
Manfred Hagemann |
Caesonia |
Anne Geschwinder |
Scipio |
Michael Kneisel |
Helicon |
Hans-Günter Schwarze-Beßler |
Cherea |
Udo Eickelmann |
Patricius |
Rainer Möller |
Metellis |
Imke Strothmann |
Senectus |
Herbert Börger |
Mereia |
Christel Müller |
Lepida |
Beate Wulfekamp |
Octavia |
Katharina Quindt |
Mucia |
Sabine Hergemöller |
Inszenierung |
Jörg Welke |
Regieassistenz |
Dorothee Falkenreck |
Kostüme |
Ute Stöttner, Imke Strothmann |
Bühnenbild |
Tim Rikeit |
Technische Leitung |
Tim Rikeit |
Soufflage |
Birgit Seiffert |
Technische Einrichtung |
Rendel Bartsch, Heiko Büchter, Udo Eickelmann, Swen Gerards, Klaus Lutterbey, Rainer Möller, Doris Rikeit, Heiner Rikeit, Jan Rikeit, Tim Rikeit, Jörn Schäfer, Ute Stöttner |