Junge Männer in Frauenrollen
Ibbenbürener Volkszeitung vom 29. Dezember 2010
"Stop!", ruft Regisseur Tobias Schindler lachend und unterbricht die beiden jungen Männer auf der Bühne bei ihrem Versuch die Geburt eines indischen Jungen darzustellen. "Das war schon sehr gut, aber denkt daran, dass ihr beste Freundinnen seid. Ich will eine tiefe emotionale Verbundenheit spüren." Die beiden Damen auf der Bühne sehen sich an, dann prusten auch sie los. "Aber ich finde, wir waren schon ziemlich gut", meint die eine. Die andere nickt zustimmend und nimmt ihre rote Perücke ab.
Szenen wie diese sind derzeit in Ibbenbüren häufiger zu beobachten. Wer in diesen Tagen durch das Foyer der Alten Sparkasse läuft, begegnet mit großer Sicherheit einigen als Elfen verkleideten jungen Männern, die sich an ein ehrgeiziges Theaterprojekt gewagt haben. Auf Basis von Shakespeares Komödie "Ein Sommernachtstraum" soll eine turbulente Geschichte rund um Liebe, Krieg und Fremdgehen auf die Bühne gebracht werden. Mehrere Stunden täglich probt das kleine Ensemble derzeit, um zur Premiere am 13. Januar ein gelungenes Theaterereignis bieten zu können.
"Wir erzählen die Geschichte rund um den Indian Boy, der in Shakespeares Sommernachtstraum nur am Rande vorkommt", erklärt Monique Mulder, die in der Produktion die Rolle der Assistentin innehat. Und Tobias Schindler, der auch den Text für die Vorstellung zusammengestellt hat, erzählt: "Das Stück besteht etwa zur Hälfte aus Originalszenen der bekannten Komödie, der Rest ist größtenteils aus anderen Shakespearestücken entnommen, einiges habe ich auch selbst geschrieben."
Für die drei Schauspieler Jo Henning Richter, Maximilian Rinne und Tobias Stöttner ist "Ein MitSommerNachtsTraum" eine ganz besondere Herausforderung. "Frauenrollen und Gesang, Dramatik und Comedy –in diesem Stück werden uns die verschiedensten Dinge abverlangt", meint Maximilan Rinne und zupft seinen rot-glitzernden Rock zurecht, um sich wieder in die Elfenkönigin Titania zu verwandeln. Diese wird dann in Kürze eine Affäre mit einem Esel eingehen, weil ihr Ehemann Oberon sie verwandelt hat.
"Die Geschichte ist eigentlich relativ simpel", beginnt Esel Tobias Stöttner zu erzählen. "Titania und Oberon sind verheiratet und gehen regelmäßig fremd. Eigentlich stört sie das beide nicht, aber als Oberon dann ein Kind mit Titanias indischer Freundin bekommt, wird sie sauer und verhindert, dass Oberon den Indian Boy sehen kann. Darum beschließt er sich an ihr zu rächen."
Fast wie der Inhalt einer heutigen Seifenoper wirkt die Geschichte, die aus vielen Motiven des berühmten englischen Poeten gestrickt ist. Die Themen, mit denen Schauspieler das Publikum in ihren Bann ziehen können, haben sich eben in den letzten fünfhundert Jahren kaum verändert. Anspielungen auf die elisabethanische Zeit, wie etwa die Tatsache dass alle tragenden Rollen des Stücks von Männern gespielt werden, finden ebenso ihren Raum wie moderne Popmusik. "Ich denke, es ist wirklich für jeden Geschmack etwas dabei" fasst Jo Henning Richter zusammen, warum man das Stück gesehen haben sollte, bevor er unter Ächzen und Stöhnen den Indian Boy zur Welt bringt. Das eine oder andere Lachen kann er sich dabei aber doch noch nicht verkneifen.
Die Aufführungen von "Ein MitSommerNachtsTraum –The Story of the Indian Boy" finden statt am 13., 15., 22. und 23. Januar 2011, jeweils um 20 Uhr in der Alten Sparkasse Ibbenbüren. Kartenreservierungen sind möglich in der Geschäftsstelle des QUASI SO-Theater, Q-Punkt, 0 54 51 - 54 38 56, beim Stadtmarketing Ibbenbüren oder im Internet unter www.quasiso.de